Wiesbaden: 4 Dinge, Die Du (wahrscheinlich) Nicht Wusstest!

Wenn von hessischen Städten die Rede ist, hört man meist über Frankfurt. Ein paar der Extrapunkte greift die deutsche Finanzmetropole alleine schon wegen des drittgrößten Flughafens Europas ab. Dass die, anders als wir, in der 1. Bundesliga spielen, trägt sicherlich auch zum klaren Vorsprung in puncto Bekanntheitsgrad bei. Jedenfalls geht die historisch bedeutungsvolle Landeshauptstadt Wiesbaden, Einwohnerzahl bei etwa 280.000, als klarer Underdog aus dem Rennen - und das, obwohl sie die Interessanteste aller hessischen Schönheiten ist!

#01 - Schloßplatz... Adolf-Hitler-Platz?!...Schloßplatz!!!

oben: myheimat.de - unten: wiesbadener-kurier.de

Ein eher unrühmliches Kapitel in der Stadtgeschichte Wiesbadens, stellt die 1933, zur Zeit der NS-Diktatur, erfolgte Umbenennung des Schloßplatzes zu "Adolf-Hitler-Platz" dar. Obwohl ein solches Vorgehen unter der Regierung Hitlers gängige Praxis war, vermisste man besonders in Wiesbaden den öffentlichen Widerstand.

"Wiesbaden war früh dran, sehr früh sogar. Proteste von der Bevölkerung gab es nicht", befand Dorothee Lottmann-Kaeseler, die von 1991 bis 2007 als Vorsitzende des Aktiven Museums Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden tätig war, 2008 in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau.

Neben mindestens 1500 jüdischen Wiesbadenern, die namentlich auf einer Gedenkstätte am Michelsberg aufgeführt sind, wurden bis in das Jahr 1945 auch etwa 100 Sinti und Roma aus der hessischen Landeshauptstadt nach Auschwitz deportiert. An die, damals als "außereuropäische Fremdrasse" verfolgte Minderheit, erinnert heute nahe am Geschwister-Stock-Platz ein Denkmal.

Nachdem Wiesbaden 1945 von US-amerikanischen G.I.s befreit wurde, erhielt der Schloßplatz wieder seinen Namen zurück. Heute gedenkt die Stadt den Opfern und mutigen Oppositionellen jener Schreckensperiode, indem gefallene Widerständler, wie zum Beispiel die Geschwister Hans & Sophie Scholl, sowie Josef und Rosel Stock - zwei jüdische Kinder aus Wiesbaden, die im zarten Alter von jeweils 5 bzw. 8 Jahren von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden - als Namensgeber sämtlicher Straßen dienen.

#02 - Rock 'n' Roll, Baby!

links: elvis-memories.de - rechts: cardcow.com

Anders als so häufig behauptet, lebte Elvis Presley im Rahmen seiner Wehrpflicht bei der US Army zwar nicht in Wiesbaden, sondern in einem für King-Verhältnisse doch sehr bescheidenen Einfamilienhaus in Bad Nauheim, etwa 65 KM nordöstlich - aber die große Liebe fand er im Dorint Hotel Wiesbaden, damals das Hotel General Von Steuben. Der King und Priscilla Beaulie lernten sich 1959 während einer Party kennen, 8 Jahre später heirateten sie. Während eines nächtlichen Kurparkausfluges soll Elvis, mithilfe eines Taschenmessers, "E+P in Love" in die Rinde eines Baumes geritzt haben. Die Ehe jedoch stand unter keinem guten Stern: 1973 wurde sie geschieden. 1977 verstarb der damals 42-Jährige einen plötzlichen Herztod. Mit seiner Musik, Charisma und revolutionärem Hüftkreisen, fasziniert die Legende Elvis Presley auch heute noch generationsübergreifend.

#03 - Vermisste Kinder

links: blofelds-krimiwelt.de - rechts: polizei.hessen.de

13. Februar 1964: Der Antiquitätenhändler Joachim Rinnelt erstattet Vermisstenanzeige bei der Polizei, weil sein 7-Jähriger Sohn Timo vom Spielen nicht zurückgekehrt ist. Zuletzt soll er gegen 17 Uhr vor dem Haus der Eltern in der Wilhelmstraße 17 gesehen worden sein. Einen Tag später erhält die Familie einen Brief, dem ein Schlüssel mit der Aufschrift "320" beigelegt ist. Da es am Wiesbadener Hauptbahnhof nicht so viele Schließfächer gibt, fährt die Familie nach Frankfurt. Der Schlüssel passt: Im Schließfach 320 findet man neben einem Zettel, der die Familie auffordert 15.000 DM Lösegeld zu zahlen ohne die Polizei zu verständigen, auch den rechten Schuh des Jungen. Später wird sich herausstellen, dass Timo bereits tot ist - von einem Nachbar in die Wilhelmstraße 58 entführt, ermordet und im Keller verscharrt. Im Mai 1967, über 3 Jahre nach der Tat, wird der Mörder, Klaus L., nach einer Razzia im besagten Wohnkomplex, verhaftet. Die bereits verweste Leiche des 7-Jährigen wird im Keller gefunden. 1985 verlässt Klaus L. den Strafvollzug als freier Mann. Ob er noch lebt, ist unbekannt.

16. Juni 1999: Gegen 20:30 Uhr wird Melanie Frank von ihrer Mutter zum Zigarettenautomaten geschickt. Im Zuge dessen, verlässt die 13-Jährige die elterliche Wohnung in der Graf-von-Galen-Str. 78 und kehrt nicht mehr dorthin zurück. Der besagte Automat ist nur wenige Minuten vom Wohnort entfernt - in der Hermann-Brill-Str., vor dem Haus 22. Gegen 21 Uhr soll sie zuletzt von Zeugen dabei gesehen worden sein, wie sie in Richtung Straßenzufahrt blickte, als würde sie auf jemanden warten. Über 9 Jahre nach ihrem Verschwinden, am 20. August 2008, finden Waldarbeiter einen vollständig skelettierten menschlichen Schädel in einem Waldgelände bei Kisselbach. Forensische Untersuchungen bestätigen kurz darauf das Schlimmste: bei den Überresten handelt es sich um die des vermissten Mädchens aus Wiesbaden, Melanie Frank.

#04 - Wiesbaden VS. Mainz

links: tagesspiegel.de - rechts: germany.travel.de

Die einen stehen auf Mainz (hauptsächlich die Meenzer selbst), die anderen bevorzugen Wiesbaden (im Grunde der ganze Rest). Beide Städte bieten Vorteile, doch der letztendliche Gewinner bleibt Wiesbaden. Das Stadtbild wirkt ästhetischer, die Menschen moderner - ja doch, Wiesbaden ist, vor allem im Vergleich zu anderen deutschen Städten seiner Größe, doch schon ganz geil.

Laut eines aktuellen Rankings des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), ist Wiesbaden (#18, BIP: 54.514 Euro) wirtschaftlich besser positioniert als die Millionenstädte Hamburg (#19, BIP: 54.099 Euro) und Köln (#34, BIP: 45.142 Euro). Demnach liegen wir bei der Wirtschaftsleistung pro Kopf auch um etwa 9.000 Euro höher als der Nachbar Mainz (#32, BIP: 45.749 Euro), was natürlich absolut vorhersehbar war, weil Wiesbaden in allen Punkten überlegen ist.

Das findet übrigens auch Hollywood-Star Mickey Rourke. In einem Interview mit dem Berliner Kurier offenbarte der Schauspieler 2011 sein Resümee zu Deutschland: die medizinische Kompetenz der Heidelberger gleich null, Mainz eine "langweilige Stadt". In unser aller Herz kämpfte sich "The Wrestler (2008)" aber dann doch, als er Wiesbaden positiv hervorhob: "Darum wohnen wir in Wiesbaden. Da gefällt es mir."

Ja, Mickey. Uns auch!