Die Polizei Koblenz empfahl Özil, seine Berater zu feuern. Stellt sich raus: Jemand verwechselte Twitter-Accounts
„Ok, die Polizei Koblenz hat definitiv Lack gesoffen.”
Am Sonntagabend hat Mesut Özil seinen Rücktritt aus der Fußball Nationalmannschaft erklärt.
Mesut Özil hatte gemeinsam mit Teamkollege Ilkay Gündogan im türkischen Wahlkampf ein Foto mit Staatschef Erdogan gemacht. Viele hatten Özil dafür kritisiert. Auch sein eigener Verband, der DFB, und insbesondere dessen Präsident Reinhard Grindel. Dieser hatte Özil auch mitverantwortlich für das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft gemacht. Viele bewerteten diese Kritik als übertrieben. Özil wirft dem DFB-Präsidenten und einigen Medien nun Rassismus vor. „Rassismus sollte niemals akzeptiert werden“, schreibt der Profi-Fußballer.
Auch die Tagesschau veröffentlichte einen Artikel zum Rücktritt von Mesut Özil. Und die Polizei Koblenz reagierte darauf so:
„Lieber @MesutOzil1088, wer auch immer für Ihr #Krisenmanagement verantwortlich ist, gehört gefeuert. Jeder, der etwas davon versteht weiß, dass man sich in einem #Shitstorm nicht verstecken kann.“
Nun fragen sich viele: Huch, hat da jemand einfach nur vom falschen Account getwittert?
„Pro-#Tipp vom #SocialMedia Marketing Manager: Im #Urlaub und in der #Freizeit immer prüfen, über welchen #Account man postet.“
Oder zeigt sich an dieser Reaktion einfach nur, was der Social-Media-Manager der Polizei Koblenz wirklich denkt?
„Schlimmer als die Verwechslung des Accounts ist ja das Mindset des Social-Media-Managers.“
Großes Fragezeichen: Was zur Hölle hat eine Privatmeinung auf einem offiziellen Behörden-Account zu suchen? Und was hat das bitte mit dem Thema zu tun?!
„Jeder, der etwas davon versteht weiß, dass man mit einem öffentlichen Twitter-Account keine privaten Meinungen teilt.“
Der Tweet der Polizei Koblenz wird nun „Bodenlose Unverschämtheit“ genannt ...
„Liebe Polizei Koblenz, solche eine Wertung steht Ihnen nicht zu!“
... oder auch „absolute Entgleisung“.
„Ein solcher Tweet von einer staatlichen Stelle ist eine absolute Entgleisung.“
Mittlerweile ist der Tweet ohne Kommentar oder Erklärung gelöscht.
Aber es blieb nicht bei diesem einen verwirrenden Tweet. Später twitterte die Polizei noch diese Nachricht, in der es um „ausländische Müllsammler“ geht, die von Sperrmüll angelockt werden.
Maximale Verwirrung auf Twitter:
„Liebe @Polizei_KO Polizei Koblenz, schaut ihr noch mal nach dem Rechten?“
Und einige sehen ein Problem mit Rassismus bei der Koblenzer Polizei.
„Die Polizei Koblenz scheint ein Rassismus Problem zu haben.“
Zwei merkwürdige Tweets hintereinander? Das kann doch kein Zufall sein.
„Ok, die @Polizei_KO hat definitiv Lack gesoffen. Das ist kein Versehen mehr.“
Aber auch der zweite Tweet ist mittlerweile gelöscht.
Auch Tweets sind staatliche Informationen.
Wie der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages festgehalten hat, sind bei den von der Polizei verbreiteten Informationen Neutralität, Sachlichkeit und Richtigkeit geboten. Das gilt auch für ihre Tweets.
Am Montagmorgen gibt es Antworten. Zunächst schreibt die Polizei Koblenz, dass die Formulierung über ausländische Transporter verallgemeinernd gewesen sei.
Und die Polizisten wissen nun auch, wie ihre Reaktion zu Özil zustande kam. Ein Mitarbeiter verwechselte seinen privaten mit dem dienstlichen Twitter-Account.
Und die Polizei Koblenz entschuldigt sich für den Vorfall.
Wir haben die Polizei Koblenz um eine Stellungnahme gebeten.
UPDATE — „Nachschulung dringend erforderlich.“ Polizei Koblenz antwortet BuzzFeed News.
23.07.2018, 15:58
Auf Anfrage von BuzzFeed News schreibt uns die Polizei Koblenz, welche Konsequenzen sie aus den Tweets ziehen wird: „Nachschulung unserer Mitarbeiter und die Überarbeitung des Workflows sind dringend erforderlich und werden schnellstmöglich umgesetzt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir die persönlichen Konsequenzen für unseren Mitarbeiter hier nicht kommentieren.“
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