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18 Fakten über Genitalherpes, die wirklich alle kennen sollten

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Zum Beispiel, dass die meisten Menschen es haben. Und ja, auch du könntest betroffen sein. Und nein, dein Leben ist deswegen nicht ruiniert.

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Hier eine kurze Zusammenfassung, falls du keine Zeit hast, alles zu lesen.

Wenn von Herpes gesprochen wird, ist meist vom Typ 1 und Typ 2 die Rede. Typ 1 trägt die Mehrheit der Erwachsenen in sich. Er äußert sich (wenn überhaupt) als Lippenherpes/Fieberbläschen, kann aber auch Ausbrüche im Genitalbereich hervorrufen. Die Übertragung findet durch Tröpfchen- oder Schmierinfektionen statt – also auch über Hautkontakt. Noch ist es aber Typ 2 des Virus, der durch Schleimhautkontakt vor allem Genitalherpes verursacht.

Zu den möglichen Symptomen zählen oft, aber nicht immer:

- Rötungen, Schwellungen und Kribbeln im Intimbereich

- Bildung von Bläschen, die brennen oder jucken können, im Bereich der Vulva, des Penis und an angrenzenden Stellen

- vermehrter Ausfluss

- Kopfschmerzen

- Muskelschmerzen

-Fieber

- Schwellungen der Lymphknoten

Treten diese Symptome nach dem Sex auf, wende dich an einen Dermatologen oder eine Dermatologin, um einen Test durchführen und dich gegebenenfalls medikamentös behandeln zu lassen.

Die Verhütung von sexuell übertragbaren Krankheiten mithilfe von Kondomen oder Femidom ist immer sinnvoll. Jedoch muss beim Sex im Grunde stets mit einer möglichen Infektion gerechnet werden, da vor allem beim Typ 1 die Übertragung sehr schnell passieren kann.

Youtuberin Laureen HD hat mit uns über ihre Diagnose gesprochen.

1. So richtig viele Leute haben Herpes ...

Die Mehrheit der Leute tragen Antikörper gegen das Herpes-simplex-Virus vom Typ 1(HSV-1) in sich. Das zeigt sich typischerweise als Lippenherpes. 90 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland sind mit dem Virus infiziert – auch wenn sie nie im Leben Symptome zeigen.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge tragen schätzungsweise zwei Drittel aller Menschen unter 50 (67 Prozent) den HSV-1-Stamm in sich – das sind etwa 3,7 Milliarden Menschen weltweit.

Dieser Typ Virus kann auch die Sexualorgane betreffen, weil die Übertragung so einfach ist. Laut WHO betrifft die Hälfte aller HSV-1-Infektionen bei Personen zwischen 15 und 49 Jahren die Geschlechtsorgane.

2. ... doch viele wissen davon gar nichts.

Laut Melissa King, einer Psychotherapeutin, die eine Selbsthilfegruppe für Frauen mit Herpes in New York City leitet, wird meist angenommen: Der Partner wusste, dass er daran leidet und hat diesbezüglich gelogen hat oder fremdgegangen, wenn jemand erfährt, dass sie oder er Herpes hat. „Aber in Wirklichkeit ist es so, dass die Menschen wirklich nichts von ihrer Infektion wissen“, erläutert King in ihrem Interview mit BuzzFeed.

Jamie ist HSV-positiv und hat sich bei ihrem Ehemann damit angesteckt. „Aber er hatte nur einen Ausbruch, als er noch jünger war und danach nichts mehr“, erzählt sie. „Daher wusste er nicht genau, was es war.“ Jamie hat sich erst drei Jahre nach dem Kennenlernen angesteckt, weil ihr Partner so selten Ausbrüche hatte. Sie meint: „Ich dachte, er würde mich betrügen, aber ich habe online ähnliche Geschichten gelesen und herausgefunden, dass unser Fall eigentlich ziemlich typisch ist.“

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3. Es gibt

acht Typen des Virus

, doch vor allem die ersten beiden sind so verbreitet.

Einerseits gibt es es Herpes simplex Typ 1 (HSV-1) und andererseits Herpes simplex Typ 2 (HSV-2). "HSV-1 und HSV-2 sind verschiedene, aber eng miteinander verwandte Viruserkrankungen", meint Dr. Christine Johnston, MPH, stellvertretende medizinische Direktorin der Virology Research Clinic der University of Washington. HSV-1 kann durch Tröpfchen- oder Schmierinfektionen übertragen werden, also auch durch Hautkontakt, Husten oder Niesen. HSV-2 kann durch den Kontakt der Schleimhäute übertragen werden, also vor allem beim Sex.

Während der Typ 1 allem orale Ausbrüche auslöst, auch als Lippenherpes oder Fieberbläschchen bekannt, betrifft der Typ 2 üblicherweise die Geschlechtsorgane.

Aber auch HSV-1 kann durch oral-genitalen Kontakt Ausbrüche im Bereich der Sexualorgane verursachen. Johnston führt weiter aus, dass das genitale HSV-1-Virus nicht so häufig zu wiederholten Ausbrüchen führt wie HSV-2. Außerdem kommt es beim ersten Typ seltener zu asymptomatischer Freisetzung (unbewusster Übertragung), als beim zweiten.

4. Aber Ausbrüche sind nicht die einzigen Herpessymptome.

Tatsächlich sind „untypische Symptome“ der Hauptgrund dafür, warum viele Leute nichts von ihrer Herpesinfektion wissen. Bei ihnen hat die Erkrankung nichts damit zu tun, was auf den erschreckenden Bildern zu sehen ist, die bei einer Google-Suche erscheinen. Atypische Symptome umfassen unter anderem Nerven- und Muskelschmerzen, Juckreiz oder Kribbeln. Einige Frauen, mit denen ich gesprochen habe, haben mir erzählt, dass sie fälschlicherweise mit einer Pilzinfektion diagnostiziert wurden, bevor man feststellte, dass sie an Herpes leiden.

So kann es beim ersten Ausbruch zu Fieber, Abgeschlagenheit und grippeähnlichen Symptomen kommen.

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5. Es ist möglich, dass es niemals zu einem Ausbruch kommt, obwohl du Herpes hast.

Möglicherweise kommt es nie zu einem Ausbruch, wenn du mit Herpes in Berührung gekommen bist, und das Virus dennoch in dir schlummert. Durch einen Bluttest können Antikörper für HSV-1 und/oder HSV-2 festgestellt werden, was bedeutet, dass du in der Vergangenheit mit Herpes in Berührung gekommen bist und eine Ansteckung stattgefunden hat, und dein Organismus Antikörper entwickelt hat, um die Infektion zu bekämpfen.

Das Virus verbleibt im Nervensystem, solange das Immunsystem in Ordnung ist; wenn dieses jedoch geschwächt wird, kann das Herpesvirus ausbrechen. Daher kommt es so häufig vor, dass man das Virus überhaupt nicht bemerkt.

6. Du kannst Herpes an deinen Partner oder deine Partnerin übertragen, auch wenn du selbst keine Ausbrüche hast.

Herpes wird über die Haut übertragen, nicht über Blut oder Speichel. Also kann auch jemand HSV übertragen, obwohl es zu keinem Ausbruch gekommen ist (bekannt unter der Bezeichnung asymptomatische Freisetzung). „Unterdrückende anitvirale Medikamente, wie Acyclovir oder Valacyclovir, verhindern die HSV-Replikation, wodurch die Freisetzung gehemmt, aber nicht komplett gestoppt wird“, erklärt Dr. Johnston.

„Durch diese Behandlung wird das Risiko einer Übertragung zwar wesentlich gesenkt, eine solche kann aber nicht komplett ausgeschlossen werden", fährt sie fort und betont dabei, dass das Virus weitergegeben kann, auch wenn keine Anzeichen oder Symptome vorhanden sind.

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7. Im Allgemeinen hat man immer weniger Ausbrüche, je länger man das Virus bereits in sich trägt.

Der erste Ausbruch ist meist der schlimmste. Erneute Ausbrüche gehen möglicherweise nicht mit den typischen Symptomen einher – oder sogar mit gar keinen. Jedoch reagieren Organismen und Immunsysteme unterschiedlich auf das Virus; während manche Personen nur wenige Ausbrüche haben, kann die Erkrankung bei anderen durch chronische Symptome gekennzeichnet sein.

8. In der Schwangerschaft kann es häufiger zu Ausbrüchen kommen.

Laut einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie leiden mehr als 30 Prozent aller schwangeren Frauen in den USA an Genitalherpes. Während der Schwangerschaft wird das Immunsystem heruntergefahren, damit der Körper den Fötus nicht als Eindringling wahrnimmt. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, sind Herpesausbrüche wahrscheinlicher. Im Falle einer Schwangerschaft sollte genau untersucht werden, ob eine Frau an Herpes erkrankt ist oder nicht, um sie und das ungeborene Kind bestmöglich vor dem Virus zu schützen.

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9. Herpes kann gefährlich werden, wenn es von einer Mutter auf ihr Baby übertragen wird, aber wenn nicht während der Wehen ein Ausbruch stattfindet, spricht nichts gegen eine vaginale Geburt.

Es muss vermieden werden, dass es während der Geburt aufgrund eines infizierten Geburtskanals oder einer infizierten Vulva zur Übertragung auf das Baby kommt. Eine Herpesinfektion bei Neugeborenen ist eine ernste Sache, da sie sich auf die Gehirnentwicklung auswirken, zu Augen- und Hautentzündungen führen und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden kann.

Da das Risiko für die Übertragung des Virus von Mutter auf Kind beim ersten Ausbruch höher als bei einem wiederholten ist, ist es extrem wichtig, dass schwangere Frauen es vermeiden, sich während der Schwangerschaft mit Herpes anzustecken.

Sie können noch während der Schwangerschaft Medikamente erhalten, die das Virus unterdrücken, damit es vor der Geburt zu keinem Ausbruch kommt. So ist es möglich, dass viele Frauen, die das Herpesvirus in sich tragen, vaginal entbinden können.

10. Keine der beiden Formen von Herpes ist „schlimmer“, aber Genitalherpes wird von der Gesellschaft definitiv stigmatisiert.

Obwohl die meisten Menschen HSV-1-positiv sind und häufig an Fieberblasen leiden, und Genitalherpes durch HSV-1 wie auch HSV-2 verursacht werden kann, ist Genitalherpes mit Scham verbunden und wird stigmatisiert. Aber im Grunde ist jede Form von Herpes einfach eine Hauterkrankung, die gelegentlich ausbricht.

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11. Die negative Stigmatisierung von Herpes kann oft belastender sein als die Erkrankung selbst.

In einem im The Atlantic veröffentlichten Artikel aus dem Jahr 2014 stand, dass „das Stigma, mit dem das Virus behaftet ist, meist schlimmer als die Symptome selbst ist, da es sich auf die Partnersuche, das Sozialleben und die geistige Gesundheit auswirkt.“ Therapeutin Melissa King kann aus ihrer Erfahrung mit der Selbsthilfegruppe bestätigen, dass die Stigmatisierung das größte Problem darstellt.

„Die meisten Personen machen sich nicht so viele Gedanken über die Symptome, da diese im Normalfall nur leicht ausfallen und wenige Tage anhalten“, erzählt sie. Das wirkliche Problem besteht in der Frage, was es in unserer Gesellschaft bedeutet, an Herpes erkrankt zu sein.

12. Durch die Nutzung von Verhütungsmitteln wird es sehr wahrscheinlich, dass eine HSV-positive Person mit einer HSV-negativen Person Sex haben und eine Beziehung führen kann, ohne diese mit Herpes anzustecken.

Das Risiko einer Übertragung kann wesentlich gesenkt werden, wenn eine HSV-positive Person antivirale Medikamente einnimmt und verhütet. Es gibt sogenannte Femidoms, also Kondome, die in die Vagina eingeführt werden und den Großteil der Vulva abdecken und zum größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung beitragen. Auch herkömmliche Kondome schützen.

Wenn du in der Vergangenheit bereits Herpesausbrüche hattest, die die Sexualorgane betroffen haben, kannst du eine suppressive Therapie machen. Medikamente wie Aciclovir und Valaciclovir können die Ausbrüche zwar nicht stoppen, aber die asymptomatische Freisetzung wird gehemmt. Durch Medikamente und eine physische Barriere kann eine Übertragung also effektiv verhindert werden.

13. HSV wird nicht ausschließlich beim Geschlechtsverkehr übertragen und du kannst Herpes auch dann haben, wenn du noch nie Sex hattest.

Herpes wird nicht nur durch sexuelle Kontakt übertragen. Wenn du den HSV-Erreger in dir trägst, kann das über den Mund oder Fieberbläschen geschehen, was bedeutet, dass das Virus beim Küssen, aber beispielsweise auch bei der gemeinsamen Benutzung von Gläsern übertragen werden kann.


Hast du eine Herpesinfektion im Genitalbereich, kann es zur Übertragung durch gemeinsam genutztes Sexspielzeug, beim sogenannten Grinding oder bei gemeinsamer Selbstbefriedigung stattfinden – bei allem, was Haut- oder Schleimhautkontakt involviert.

14. Herpes zu haben bedeutet nicht zwangsläufig, dass jemand leichtsinnig handelt oder ungeschützten Verkehr hatte, noch sagt es irgendetwas über die Anzahl der Sexpartner oder das Sexualverhalten aus.

„Jemand, der HSV-positiv ist, geht nicht unbedingt rücksichts- oder verantwortungslos mit seinem Sexualleben um“, meint Sara. „Ich habe bei allen Partnern Kondome verwendet und es dennoch bekommen.“ Jamie, die sich nach drei Jahren monogamer Beziehung bei ihrem Ehemann angesteckt hat, hatte davor keinen anderen Sexpartner. Und sie erzählt, dass er es seit einer seiner ersten sexuellen Erfahrungen hat. Unabhängig davon, wie und warum sich jemand das Virus eingefangen hat – es gibt nie einen Grund dafür, jemanden deswegen unmenschlich und respektlos zu behandeln.

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15. Missbrauch oder sexuelle Gewalt können die Diagnose noch verschärfen.

„Viele Leute bleiben in einer von Missbrauch geprägten Beziehung oder gehen eine solche ein, wenn bei ihnen eine Geschlechtskrankheit festgestellt wurde, weil sie das Gefühl haben, dass sie genau das verdient haben“, meint Ella Dawson, eine junge Autorin, die seit 2013 HSV-positiv ist. „Sie denken vielleicht, dass sie sich glücklich schätzen können, überhaupt eine Beziehung zu führen.“

Sie erklärt weiter, dass deren Selbstbewusstsein und Identität gerade extrem erschüttert wurde, weil die Gesellschaft ihnen einredet, dass sie eine Geschlechtskrankheit wertlos und nicht liebenswert macht und sie schon gar nicht mehr fürs Bett taugen. All diese negativen Botschaften geben ihnen das Gefühl, dass es nur gerecht ist, von ihrem Partner schlecht behandelt zu werden.

King sagt, dass, wenn sich Menschen in einer Missbrauchsbeziehung mit Herpes anstecken, sie sich lange nicht trennen, weil ihnen der Partner einredet, dass sie sowieso niemand anders nehmen würde. Dawson erzählt, dass “die einzige Person, die jemals grausam zu mir war, weil ich Herpes hatte, der Partner war, mit dem ich zusammen war und der mich missbraucht hatte, als ich die Diagnose erhielt.“

Darüber hinaus kann der Heilungsprozess komplizierter, einsamer und gefährlicher sein, wenn sich jemand bei einem solchen Partner oder als Ergebnis eines sexuellen Übergriffs mit einer Geschlechtskrankheit ansteckt. Diese Personen können nicht über ihre Krankheit sprechen, ohne erwähnen zu müssen, woher sie sie haben, und sie fühlen sich daher sicherer, wenn sie sich abkapseln.

16. Du kannst mit Herpes selbstbewusst umgehen.

Laut Gina „kann dich die Herpes-Diagnose bis ins Mark erschüttern und dir damit die Möglichkeit geben, in dich zu gehen und herauszufinden, was du besonders an dir magst.“ Gina meint, dass sie seit ihrer HSV-Diagnose selbstbewusster ist als davor. Sie erklärt es so: „Du lernst, deine Ansprüche nicht herunterzuschrauben, denn du fängst an, dir zu überlegen, wem du es erzählst und wem nicht.“

17. Über Herpes zu sprechen, bedeutet nicht unbedingt, dass man „mutig“ ist.

„Ich kann es nicht ausstehen, wenn mir Leute sagen, wie 'mutig' ich doch bin, weil ich mich traue, darüber zu reden“, erzählt Lachrista Greco. Diese Einstellung kann das Stigma nämlich noch verstärken. Indem angedeutet wird, dass es mutig wäre, darüber zu sprechen, wird impliziert, dass man eigentlich gar nicht darüber reden sollte.

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18. Personen mit Herpes sind mehr als nur ihre Diagnose.

Leute, die an Herpes leiden, haben es ebenso verdient geliebt zu werden, wie Menschen, die nicht daran erkrankt sind. Herpes zu haben ist nur eine einzelne Facette. „Die meisten Frauen, mit denen ich gearbeitet habe, haben weiterhin Partner und es ist einfach kein Thema in ihrem Leben“, erzählt King. „Man kann darüber hinwegkommen und ein normales Leben führen.“

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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