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Gericht stellt Ermittlungen gegen spanischen Erdbeerproduzenten ein

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Vier Frauen hatten ihren Arbeitgeber wegen sexueller Belästigung und Gewalt angezeigt. Spanische Gewerkschafter bezeichnen die Entscheidung des Gerichts als „Schande“.

Erntehelferinnen, die ihren Vorgesetzten im Sommer wegen sexueller Belästigung angezeigt hatten.
Erntehelferinnen, die ihren Vorgesetzten im Sommer wegen sexueller Belästigung angezeigt hatten. © Cristina Quicler / AFP / Getty Images

Ein spanisches Gericht hat das Ermittlungsverfahren gegen einen Erdbeerproduzenten eingestellt. Vier Frauen hatten dem Vorgesetzten vorgeworfen sie sexuell belästigt, missbraucht und gegen Arbeitsgesetze verstoßen zu haben.

Der zuständige Richter begründete die Entscheidung damit, dass er die Vorwürfe als „nicht gerechtfertigt“ einstufe, berichtet das Nachrichtenportal Huelva Información.

Spanische Gewerkschafter zeigten sich von der Entscheidung schwer enttäuscht. Der Vorsitzende der Gewerkschaft SAT, Óscar Reina Gómez, schreibt BuzzFeed News: „Das ist eine ungerechte Situation. Sie erzeugt Hilflosigkeit auf Seiten der marokkanischen Arbeiterinnen. Sowohl bei denen, die Opfer von Ausbeutung und sexueller Gewalt geworden sind, als auch bei denen, die zum Arbeiten [nach Spanien] kommen und denen das Rechtswesen keine Menschenrechte und Sicherheit bei der Arbeit garantieren kann. Es ist eine Schande.“

Die Entscheidung des Gerichts bedeute für kommende Arbeiterinnen große Unsicherheit, weniger Rechte und Respekt. „Die Justiz in Spanien ist geprägt von Machismus“, so Reina Gomez.

BuzzFeed News hat gemeinsam mit dem gemeinnützigen Recherchebüro Correctiv aufgedeckt, wie schwerwiegend und verbreitet sexualisierte Gewalt und Nötigung von Erntehelferinnen in der mediterranen Landwirtschaft ist. Zehn Erntehelferinnen hatten ihren Arbeitgeber, den Erdbeerproduzenten „Doñana 1998“, daraufhin Ende Juli angezeigt. Die Frauen warfen ihren Vorgesetzten unter anderem sexuelle Belästigung und in einem Fall auch Vergewaltigung vor. BuzzFeed News hat die Anwälte dieser zehn Frauen kontaktiert, um zu erfahren ob die Entscheidung des Gerichts sich auf ihre Fälle bezieht. Eine Antwort tragen wir gegebenenfalls nach.

Das Unternehmen „Doñana 1998“ lieferte nach Recherchen von BuzzFeed News auch Obst nach Deutschland. Aldi Süd hatte daraufhin angekündigt, keine Produkte mehr von diesem Erzeuger zu beziehen. Gewerkschafter und Frauenrechtler hatten zu Protesten in ganz Spanien aufgerufen und auf Verurteilungen der mutmaßlichen Täter gehofft.

Die marokkanische Regierung hatte in der vergangen Woche angekündigt für die kommende Erntesaison so viele Arbeiterinnen wie noch nie nach Spanien zu entsenden – insgesamt 20.000. Außerdem seien Maßnahmen geplant, damit sich die „Probleme der vergangenen Saison nicht wiederholen“ und die Ernte „sicher und geordnet“ ablaufe, berichten spanische Lokalmedien.

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