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Tagesspiegel kündigt Reporter nach Stalking- und Belästigungsvorwürfen

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Mehrere Frauen hatten dem Journalisten vorgeworfen, sie bedrängt, gestalkt und sexuell belästigt zu haben. BuzzFeed News hatte im Mai über die Vorwürfe berichtet.

Der Berliner Tagesspiegel hat einem Reporter gekündigt, dem mehrere Frauen vorgeworfen hatten, sie bedrängt, gestalkt und sexuell belästigt zu haben. Das bestätigen zwei Mitarbeitende der Zeitung gegenüber BuzzFeed News.

Die Chefredaktion des Tagesspiegel schreibt auf Anfrage, man könne zu der Kündigung keine Angaben machen. „Leider kann ich Ihnen diesmal auf Ihre Fragen keine Antwort geben, weil wir uns zu konkreten internen Personalangelegenheiten nicht öffentlich äußern“, so Chefredakteur Lorenz Maroldt per Mail.

Der Reporter soll seine Stellung in der Redaktion ausgenutzt haben, indem er sich über Jahre hinweg deutlich jüngeren Kolleginnen mit eindeutigen Absichten genähert habe. Er habe sie zudem sowohl innerhalb als auch außerhalb der Redaktion massiv unter Druck gesetzt, wenn sie ihm Grenzen gesetzt hätten. Fast alle Frauen waren zum Zeitpunkt der von ihnen beschriebenen Vorfälle Praktikantinnen, Volontärinnen, freie Journalistinnen. Die meisten sind im Alter von Anfang bis Mitte zwanzig.

In einem Fall soll der Mann eine damalige Kollegin nach einer zunächst einvernehmlichen Beziehung gestalkt und bedrängt haben. Eine andere Frau hatte angegeben, dass der Reporter sie sexuell belästigt und ihr nach einer Party in einem Taxi an die Brust gefasst habe.

Chefredaktion hatte Entlassung angekündigt

BuzzFeed News gegenüber hatte der Journalist abgestritten, dass es jemals zu der Situation im Taxi gekommen sei. Auch Vorwürfe von anderen Frauen hatte er abgestritten. „Ich habe mir mit niemandem ein Taxi geteilt und habe niemandem an die Brust gefasst, ganz bestimmt nicht“, so der Mann. In einem Telefonat sprach er von einer „Rufmordkampagne“ gegen ihn.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der Tagesspiegel den Reporter freigestellt. Kurz darauf hatte die Chefredaktion eine Ombudsfrau eingesetzt, die mit der Aufarbeitung der Vorfälle betraut wurde und zudem als langfristige Ansprechpartnerin für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dienen soll. Auf einer Vollversammlung im September hatte Chefredakteur Maroldt angekündigt, dass der Journalist nicht mehr für den Tagesspiegel arbeiten werde.

Der Reporter ließ die Anfrage von BuzzFeed News bezüglich seiner Kündigung unbeantwortet. Ende November erschien ein Artikel von ihm in einem anderen Medium.

Im Zuge der Debatten im Haus wurde ein neuer Betriebsrat gewählt. Langjährige Mitarbeitende des Tagesspiegel hatten den damaligen Betriebsratsvorsitzenden BuzzFeed News gegenüber kritisiert. Der Mann sei für seine Frauenfeindlichkeit bekannt und der Betriebsrat deshalb keine Anlaufstelle für Beschwerden gewesen. Zu den Vorwürfen hatte der ehemalige Vorsitzende sich nicht geäußert.

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