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Die Bundeswehr bewirbt Krieg wie ein Computer-Spiel und die Reaktionen darauf sind … wütend

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„Das ist nicht dumm oder naiv, das ist schlicht menschenverachtend.“

Auf der Gamescom geht es um Spiele, Spaß und Entertainment. Die Bundeswehr sieht diese Veranstaltung als passendes Umfeld, um für sich Werbung zu machen. Aber die Plakate der Bundeswehr machen viele Menschen auf Twitter heute wütend. Dieses Motiv trägt den Slogan „Multiplayer at its best!“.

BuzzFeed.de © Twitter: @MOKoffiziell

Auf diesem Motiv steht: „Mehr Open World geht nicht!“ Viele fragen sich: Ist Krieg für die Bundeswehr etwa einfach nur ein Spiel?

BuzzFeed.de © Twitter: @Felix_Felixson

Besonders auf Twitter sind viele Menschen fassungslos über diese Motive der Bundeswehr. Der Vorwurf: Die Bundeswehr bewirbt Krieg als Spiele-Erlebnis. Dieser Twitter-Nutzer nennt die Kampagne daher „schlicht menschenverachtend“:

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Andere werfen der Bundeswehr Realitätsverlust vor:

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Zum Krieg gehört es, Menschen zu töten und Zivilisten oder Kamerad*innen sterben zu sehen, schreibt er auf Twitter. Das hat nichts mit einem Spiel zu tun.

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Andere halten ihre Kritik kürzer:

BuzzFeed.de © Twitter: @SirNoodle_

Oder fassen sich sehr kurz:

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Auch Journalist Mario Sixtus äußert sich:

BuzzFeed.de © Twitter: @sixtus

Einige kritisieren die Veranstalter der weltgrößten Spielemesse. Die Bundeswehr ist seit der ersten Gamescom vor zehn Jahren jedes Jahr mit einem Stand vertreten.

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BuzzFeed News hat bei der Pressestelle der Bundeswehr und beim Bundesverteidigungsministerium nachgefragt. Wir wollten wissen:

-Viele Menschen auf Twitter interpretieren ihre Slogans „Multiplayer at its best!“ oder „Mehr Open World geht nicht“ so, dass die Bundeswehr ihre Einsätze als Spiel sieht. Ist das so? Wenn ja oder nein: Warum?

-Bei Shootern bekommt man oft für das Ausschalten von möglichst vielen Gegnern die meisten Punkte. Entspricht das dem Bild, das die Bundeswehr von sich aktuell hat?

-Wie kam es zu diesen Plakatslogans?

Eine Sprecherin der Bundeswehr antwortet BuzzFeed News, dass die Bundeswehr mit der Plakatierung „junge Erwachsene im Umfeld der Gamescom zum Nachdenken bringen“ wollte.

„Die Kampagne bedient sich der Signale einer Spiele-Werbung und stellt dann die Sinnfrage: 'Echte Kameradschaft statt Single-Player Modus?' oder 'An deine Grenzen gehen, statt in deinem Level festhängen?'

Die Headlines „Multiplayer at it´s best!“ und „Mehr Open World geht nicht!“ lesen sich dabei zunächst wie Rezensionen für ein neues Game. Auf den zweiten Blick erkennt man darin jedoch die Werte der Bundeswehr – Kameradschaft und der Einsatz für eine freie Welt.“

Auf Twitter machen unterdessen viele weiter ihrem Frust über die Bundeswehr-Plakate Luft. Blogger Schlecky Silberstein bastelte ein weiteres (Fake-)Bundeswehr-Plakat.

„Double Kill, Multi Kill, Ultra Kill, Rampage, M-M-M-Monster Kill“ steht drauf. Eine Anspielung auf den Shooter-Klassiker Unreal Tournament.

Und auch dieser Twitter-Nutzer hat sich weitere Plakate ausgedacht, die aus seiner Sicht die Kampagne der Bundeswehr einfach nur logisch weiterdenken:

Die gezielte Provokation ist offenbar einkalkuliert. 2015 eröffnete die Bundeswehr einen Showroom in Berlin. Unbekannte besprühten den Eingang mit Farbe. Die für die Kampagne zuständige Agentur spricht auf ihrer Webseite daraufhin von einer „polarisierenden Stimmung“ und von einem „gelungenen Start der Kampagne“.

BuzzFeed.de © castenow.de

2017 hatte die Bundeswehr ein Budget von 35,3 Millionen Euro für Nachwuchswerbung eingeplant. Das ist eine Million mehr, als sie im Vorjahr ausgegeben hat.

Auf YouTube hat die Bundeswehr eine Reality-Doku mit dem Namen „Mali“ veröffentlicht. Für diese Serie begleitet sie acht Menschen im Auslandseinsatz. Die Serie hat laut W&V 6,4 Millionen Euro gekostet. Dieses Jahr folgt die Serie „Die Springer“, bei der die Ausbildung von Fallschirmpiloten begleitet wird. 2,1 Millionen Euro soll diese Kampagne kosten, berichtet W&V.

Auch auf der Republica 2018 sorgte die Bundeswehr für Aufsehen und machte viele wütend. Die Veranstalter der Republica wollten der Bundeswehr keine Fläche auf ihrer Veranstaltung bereitstellen, also erschien die Bundeswehr unangemeldet vor dem Veranstaltungsgelände.

Die Veranstalter der Gamescom ziehen wegen der Bundeswehr-Plakate nun offenbar Konsequenzen.

Die Gamescom-Macher wollen nach der Messe ins Gespräch mit der Bundeswehr kommen, berichtet ze.tt. „Es soll vor allem darum gehen, wie solche Plakate künftig gestaltet werden sollten, wenn die Armee im kommenden Jahr wieder an der Messe beteiligt sein möchte“, sagt eine Sprecherin der Gamescom.

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