So kommen Flüchtlinge für Prügeleien an Eisenstangen
Vollgestopfte Zelte, eine langsame Bürokratie und Betten, die zu Waffen werden.
Seit Wochen berichten deutschen Medien über Prügeleien, bei denen Flüchtlinge mit Eisenstangen aufeinander losgehen.
Doch warum liegen dort überhaupt Eisenstangen?
Die Eisenstangen gehören zu den Betten.
"Bei den Eisenstangen kann es sich um Teile der Feldbetten gehandelt haben", sagt Susanne Schwendtke, Sprecherin von "Förderung und Wohnen". Das städtische Unternehmen betreibt in Hamburg Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge - darunter auch das im Stadtteil Wilhelmsburg, in dem es in der Nacht zum Mittwoch zu Ausschreitungen kam. Rund 30 Menschen gingen dabei aufeinander los.
Das ist die Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Wilhelmsburg.
Sie liegt auf einer Brachfläche. Zunächst wurden dort Container aufgebaut; als die Flüchtlingszahlen stiegen, kamen Zelte hinzu. Derzeit leben dort etwa 1.700 Menschen.
Manche bleiben hier bis zu sieben Monate.
In einer Erstaufnahmeeinrichtung werden Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland registriert und ärztlich untersucht. Danach geht es weiter in Gemeinschaftsunterkünfte oder Wohnungen, in denen sie sich selbst versorgen und die Kinder zur Schule gehen können. Normalerweise sollen maximal drei Monate bis zu diesem Umzug vergehen. In der Hamburger Unterkunft, in der es zu dem Streit kam, beträgt die Wartezeit laut Sprecherin Schwendtke derzeit bis zu sieben Monate. Die Behörden kommen mit dem Papierkram einfach nicht mehr hinterher.
So leben die Flüchtlinge in Wilhelmsburg:
Auch in Thüringen wurden Betten zu Waffen.
"Die Flüchtlinge schlafen teilweise in Stockbetten, und die sind zusammengebaut und mit Eisenstangen verbunden. Wie bei Ikea", sagt Adalbert Alexy, Sprecher des thüringer Landesverwaltungsamtes, das für die Erstunterbringung der Flüchtlingen zuständig ist. Nachdem im August in Suhl ein Heimbewohner aus einem Koran Seiten herausgerissen und ins Klo geworfen hatte, attackierten ihn andere Flüchtlinge - bewaffnet mit zerlegten Betten.
Hier bauen Bundeswehrsoldaten in Gera (Thüringen) Betten für eine neue Notunterkunft in einer Sporthalle zusammen.
Das ist die Unterkunft in Suhl:
Dort sind die Flüchtlinge in einer ehemaligen NVA-Kaserne untergebracht. Ursprünglich sollten dort bis zu 1.200 Menschen unterkommen. Derzeit sind es 1.800.
Auch hier müsse man auf den Umzug in eine Gemeinschaftsunterkunft mittlerweile deutlich länger als die vorgesehenen drei Monate warten, meint Sprecher Alexy. Viel zu tun gibt es für die Menschen in der Zeit nicht. Meist teilen sie sich zu sechst ein Zimmer.
Werden den Menschen jetzt die Betten weggenommen?
Natürlich nicht. Aber um in Zukunft weitere Eisenstangen-Attacken zu vermeiden, werden in neuen Unterkünften in Thüringen die zusammengesteckten Stangen an den Betten verkittet. In Hamburg setzt man schlichtweg darauf, die Rädelsführer anzuzeigen und sie in andere Unterkünfte zu verlegen.