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Abtreibungsgegner Yannic Hendricks hat BuzzFeed News abgemahnt, weil wir seinen Namen veröffentlicht haben

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Wir wehren uns gegen die Abmahnung, weil wir die Namensnennung für rechtens halten.

Der Abtreibungsgegner Yannic Lukas Hendricks hat BuzzFeed News Deutschland abgemahnt, weil wir seinen Namen veröffentlicht haben. Uns liegt eine Abmahnung der Kanzlei Höcker vor. Gegen die Abmahnung setzen wir uns mit Hilfe der Kanzlei Raue LLP zur Wehr.

Grund für die Abmahnung ist ein Beitrag, den wir vergangene Woche veröffentlicht haben. Darin haben wir den Namen des Mannes genannt, der nach eigenen Angaben dutzende Ärztinnen und Ärzte angezeigt hat, weil sie gegen den umstrittenen Paragrafen 219a verstoßen. In einem Interview mit der taz bezeichnete Hendricks dies als sein Hobby.

Eine der Ärztinnen, gegen die Hendricks Anzeige stellt, ist Nora Szász, die in den vergangenen Monaten ihren Fall öffentlich machte – ähnlich wie Kristina Hänel. Zusammen mit der Ärztin Natascha Nicklaus sei sie insgesamt fünfmal angezeigt, viermal von Yannic Hendricks und einmal von Klaus Günter Annen, schreibt sie BuzzFeed News per Email.

In der Abmahnung der Kanzlei Höcker gegen BuzzFeed News heißt es, wir verletzten das Recht auf Anonymität von Hendricks. Zudem enthalte der Bericht eine unwahre Tatsachenbehauptung.

Die unwahre Tatsachenbehauptung bezieht sich auf eine Verkürzung in der Unterzeile unseres Beitrags. Darin wurde die Aussage, es handele sich bei den Anzeigen um ein Hobby, irrtümlicherweise auf eine andere Tatsache bezogen. Dies haben wir korrigiert und eine Unterlassungserklärung dafür abgegeben.

Nicht korrigiert haben wir hingegen die Veröffentlichung des Namens von Hendricks. Wir glauben, dass eine Person, die sich aktiv und freiwillig in einen öffentlichen Meinungskampf begibt, auch öffentlich genannt werden darf. In einer Erwiderung auf die Abmahnung schreibt der uns vertretende Anwalt Jan Hegemann von der Kanzlei Raue LLP:

„Herr Hendricks nimmt mit seinen vielfältigen Strafanzeigen gegen Mediziner am öffentlichen Meinungskampf um eine die Öffentlichkeit gerade in diesen Wochen und Monaten intensiv beschäftigende Frage teil: Die Auseinandersetzung um das Werbeverbot für Abtreibungsleistungen gemäß § 219 StGB. Diesen Meinungskampf führt Ihr Mandant nicht alleine mit seinen Strafanzeigen, sondern auch durch mehrere Interviewäußerungen, die er freilich im Schutze der ihm von den interviewenden Journalisten zugestandenen Anonymität abgegeben hat. Das ändert aber nichts an der Berechtigung anderer Medien, einen solcherart mit Interviews und Strafanzeigen in die Öffentlichkeit tretenden Aktivisten auch namhaft zu machen.“

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Hendricks hat in der Vergangenheit bereits die Vorsitzende von Pro Familia Hamburg, Kersten Artus, abgemahnt. Sie sagte BuzzFeed News, dass außer ihr selbst noch eine weitere Person sowie zwei Verlage von Hendricks für die Veröffentlichung seines Namens abgemahnt worden seien.

BuzzFeed News hat nun eine Erwiderung an die Kanzlei Höcker geschickt und der Abmahnung widersprochen. Unseren Beitrag werden wir nicht offline nehmen, solange keine richterliche Entscheidung vorliegt, die uns dies vorschreibt.

UPDATE

04.12.2018, 16:49

Yannic Hendricks hat gegen BuzzFeed News einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestellt. BuzzFeed News hatte eine erste Unterlassungsaufforderung von Hendricks nicht unterschrieben. Für den 19. Dezember ist eine mündliche Anhörung beim Landgericht Düsseldorf angesetzt. Der uns vertretende Anwalt Jan Hegemann von der Kanzlei Raue LLP hat beantragt, den Antrag zurückzuweisen.

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