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18 Dinge, die wir gern in Sexualkunde gelernt hätten

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Wie viel haben wir im Unterricht über gegenseitiges Einverständnis gesprochen?

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Sexualkundeunterricht ist hierzulande eindeutlich fortschrittlicher als solche Lektionen.

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Trotzdem gibt es so manche Mängel, denen wir uns mit diesem Post widmen möchten, damit auch mit jungen Menschen über Sex, Sexualität und sexuelle Gesundheit zu sprechen irgendwann absolut normal ist.

1. Penetration ist nicht alles.

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Im Unterricht wird von Sex vor allem im Zusammenhang damit gesprochen, dass ein Penis irgendwo eindringt und zwei Menschen sich fortpflanzen. Das limitiert das ganze Thema enorm und ist außerdem stigmatisierend für alle, die entweder nicht auf diese Weise Sex haben oder auf diese Weise nicht zum Orgasmus kommen können, erklärt Sextherapeut Dr. Ian Kerner, Gründer von Good in Bed gegenüber BuzzFeed.

„Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu vergnügen, sich intim zu fühlen und befriedigt zu werden“, betont Sexualwissenschaftler Dr. Logan Levkoff gegenüber BuzzFeed.

2. Erregung und Orgasmen werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

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„Erregung hat eine physische und eine psychologische Komponente“, erklärt Sextherapeutin Dr. Madeleine Castellanos, Autorin von Wanting to Want, gegenüber BuzzFeed. Und diese müssen normalerweise beide zusammenwirken, damit es gut läuft.

Bist du also zu müde, zu gestresst oder zu betrunken, könnte es dir schwerer fallen, erregt zu werden oder zum Höhepunkt zu komme. Auch bestimmte Medikamente (wie Antidepressiva, Antihistaminika oder Opioide) spielen eine Rolle, sowie ganz allgemein dein Gesundheitszustand.

3. Es gibt kein Verhütungsmittel, das für jeden ideal ist.

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Es gibt Kondome für Männer und Frauen, hormonelle Implantate, Pflaster und Ringe, die Antibabypille, hormonelle und nicht-hormonelle Spiralen und und und. Natürlich haben alle ihr Für und Wider. Doch gerade über das Ausmaß der Nebeneffekte von hormoneller Verhütung fühlen sich viele Frauen nicht ausreichend informiert – selbst von ihren Ärzten nicht.

Achte trotzdem darauf, deinem Arzt oder deiner Ärztin von jeglichen Veränderungen deines Körpers und deines Wohlbefindens zu berichten, damit ihr deine Verhütungsmethode anpassen könnt.

4. Sich auf Geschlechtskrankheiten zu testen ist notwendig und absolut normal.

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Sich testen zu lassen, gehört einfach dazu, um ein verantwortungsvoller, sexuell aktiver Erwachsener zu sein, sagt Levkoff. Die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten werden durch oralen, analen und vaginalen Sex übertragen und manche können sich über Hautkontakt der Genitalien verbreiten. Nur weil jemand seit einer Weile „keinen Sex gehabt“ hat, heißt das nicht, dass er nicht ansteckenden Geschlechtskrankheiten ausgesetzt war.

Sich testen zu lassen, ist die einzige Möglichkeit, sicher zu sein. Informiere dich bei Haus- oder Frauenärzt*innen darüber, wie oft du dich testen lassen solltest. Und lass diese Tests lieber professionell durchführen, als auf Kits aus dem Internet zurückzugreifen.

5. Du kannst nicht immer wissen, ob jemand eine Geschlechtskrankheit hat (nicht einmal, wenn du dieser jemand bist).

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Die meisten Geschlechtskrankheiten gehen nicht mit irgendwelchen Symptomen einher. Ob du eine hast, findest nur heraus, wenn du dich testen lässt. Bitte auch deinen Partner oder deine Partnerin, sich testen zu lassen.

6. Selbstbefriedigung ist nicht peinlich.

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Wenn es im Sexualkundeunterricht oder in der Popkultur um Selbstbefriedigung geht, dann oft nur im Zusammenhang mit Jungs oder Männern. Dabei ist Masturbation etwas für alle, die Lust darauf haben, ganz egal welches Geschlecht sie haben, „Die Idee dahinter ist, dass du verstehst, was sich körperlich gut anfühlt ... Und dass du weißt, dass dein Körper in der Lage ist, sich ohne Partner oder Partnerin zu vergnügen“, so Levkoff.

Außerdem profitieren auch deine Gesundheit und dein sexuelles Wohlergehen davon. „Wenn du nicht weißt, wie sich dein Körper anfühlt, fällt es schwer zu erkennen, wenn etwas nicht richtig ist.“

7. Die Klitoris und der Penis sind sich verdammt ähnlich.

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Wahrscheinlich hast du alles über die internen weiblichen Organe gelernt, also die Vagina, die Eierstöcke, die Gebärmutter und und und. Gleichzeitig wird die Klitoris nur so nebenbei erwähnt. „Wir setzen Vaginas und Penisse gern gleich, als wären sie dasselbe. Doch eigentlich sind sich die Klitoris und der Penis sehr viel ähnlicher“, so Levkoff.

Nochmal kurz zum Mitschreiben: Die Klitoris liegt gleich über der Öffnung der Harnröhre und Vagina. Sie ist von Nervenenden durchzogen, was sie dem Penis so ähnlich macht. Sie schwillt bei Erregung sogar ein bisschen an. Der Teil versteckst sich ein bisschen unter der Klitorisvorhaut, doch die Nervenenden der Klitoris erstrecken sich an den Seiten der Vulva herunter – sie ist also größer, als du denkst, erklärt Levkoff.

8. Wenn du eine Vagina hast, ist es nicht ungewöhnlich, beim penetrativen Sex keinen Orgasmus zu haben.

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„Es gibt viele Frauen, die Penetration lieben und davon auch kommen können“, so Castellanos. „Aber die große Mehrheit der Frauen braucht etwas klitorale Stimulation, um einen Orgasmus zu haben.“

Das Problem ist, dass die meisten Sexstellungen die Klitoris nicht stimulieren, so Kerner. Eine einfache Lösung: Macht mehr herum und verlasst euch nicht nur auf die Penetration! Tatsächlich zeigt eine Studie, dass Frauen wahrscheinlicher einen Orgasmus haben, wenn der Sex besonders abwechslungsreich ist (zum Beispiel penetrative + orale + manuelle Stimulation).

9. Genauso sind Penisse nicht das A und O sexueller Leistung.

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Weil sich in der vorherrschenden Darstellung von Sex so viel um die Penetration dreht, geht's beim Ausleben der männlichen Sexualität ausschließlich um den Penis. „Ich kann gar nicht sagen, wie viele junge Männer ich gesehen habe, die eine durch Angst ausgelöste erektile Dysfunktion haben“, sagt Kerner. „Ein Teil des Drucks stammt von diesem Konzept, das nur auf Geschlechtsverkehr basiert. Bei Männern herrscht so das Gefühl, ihr Spaß hinge komplett von ihren Penissen ab.“

Doch merkt euch: Es gibt eine so viel, was du mit Händen, deinem Mund und Spielzeug machen kannst.

10. Geschlechterklischees rund um Sex sind im Grunde Unfug.

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Männer denken etwa alle sechs Sekunden an Sex und Frauen hassen es zu blasen, HABICHRECHT?

Klar treffen diese Aussagen auf *einige* Menschen zu, doch sind diese verschiedenen Rollen, die Männern und Frauen beim Sex zugeschrieben werden, nicht nur unsinnig, sondern auch schädlich. So entstehen Verwirrung, Frustration, Befangenheit und Stigmatisierung. So etwas belastet die Menschen, die das Gefühl haben, sexuell „nicht normal“ zu sein – zum Beispiel Männer, die nicht ständig Sex wollen, oder Frauen, die öfter und schneller geil werden als ihr Partner.

Was nicht normal ist, ist nur die Art und Weise, wie wir seit jeher über Sex reden. Obwohl es stimmt, dass körperliche Reaktionen auf Erregung und Sex sich je nach deiner Anatomie unterscheiden, ist doch jeder Mensch mit Hinsicht auf sexuelle Vorlieben oder Verhaltensweisen sehr unterschiedlich.

11. Respektiere Geschlecht und sexuelle Vielfalt – auch wenn du sie nicht ganz verstehst.

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Es gibt Unterschiede zwischen Sex, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck. Und es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass das eine nicht das andere vorschreibt oder damit einhergeht, erklärt Levkoff.

Obwohl es hilfreich ist, die verschiedenen nicht-binären Identitäten und Formen sexuellen Ausdrucks zu verstehen, ist es sogar noch wichtiger, dass du dich gegenüber dieser Verschiedenheit respektvoll und einfühlsam verhältst.

Dazu gehört zum Beispiel zu erkennen, dass Beiträge mit Sextipps für „alle“ sich leider oft nur an heterosexuelle Cis-Männer- und Frauen wenden. Was auch hilft: Menschen zu fragen, mit welchen Pronomen sie gern angesprochen werden wollen.

12. Gegenseitiges Einverständnis (consent) ist im Leben immer relevant – und ganz besonders als Grundlage für dein Sexleben.

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Ob es darum geht, jemandes Bleistift zu borgen oder ein geplantes Abendessen abzusagen: Gegenseitiges Einverständnis stellt sich ein, wenn du die Reaktion deines Gegenübers sowie sein Recht darauf und seine Fähigkeit dazu respektierst.

Bei diesem Prinzip geht es darum, dass du immer und unter allen Umständen das Recht hast, Sex (oder einen Teil davon) abzulehnen. Doch Levkoff betont, dass es genauso wichtig ist, zu erkennen, wann du das sichere Gefühl hast, dem Sex zuzustimmen.

Beim gegenseitigen Einverständis geht es darum, Grenzen zu setzen und zu respektieren, dir selbst zu vertrauen und die Kommunikation offen zu halten.

13. Pornos können toll sein, doch sind sie keine realistische Anleitung für Sex.

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„Ich habe so viele junge Leute getroffen, die mir gesagt haben, dass sie vor allem durch Pornos etwas über Sex lernen, weil ihr Sexualkundeunterricht so mangelhaft war“, sagt Kerner. Das ist ... nicht ideal.

Nicht, weil Pornos schlecht oder schädlich sind. Sie können Spaß machen, befreiend und sexy sein. „Sie existieren, weil sie einem Zweck dienen“, so Levkoff. Dennoch ist es wichtig, zwischen Porno und richtigem Sex zu unterscheiden. Pornos sollten nicht zu unrealistischen Erwartungen führen – genau wie jede andere Medienform auch, die wir konsumieren.

14. Schäme dich niemals, dir ärztlichen Rat zu holen!

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Warum tut es weh, wenn ich Sex habe? Warum werde ich nicht feucht? Warum ejakuliere ich nicht? Warum werde ich nicht erregt? All das sind Fragen, mit denen dir Frauenärzt*innen und Urolog*innen weiterhelfen können.

15. Gleitgel ist dein Freund.

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Gleitgel ist immer eine gute Idee. Doch merke dir, dass Gleitgel auf Ölbasis die Wirksamkeit von Latexkondomen verringern kann. Gleitcremes auf Wasserbasis und Silikonbasis können dafür sorgen, dass sich Sex für alle Beteiligten großartiger anfühlt.

16. Rede über Sex. Es macht Spaß und ist informativ!

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Hör mal, du gehst wahrscheinlich keine Beziehung ein und nimmst automatisch an, dass der oder die andere bereits weiß, dass du Steak liebst, Sushi hasst, deinen Kaffee schwarz trinkst und gegen Erdnüsse allergisch bist. Warum also solltest du denken, dass dein Partner oder deine Partnerin deine sexuellen Vorlieben kennt, ohne dass du darüber redest?

„Viele wissen nicht, wie sie darüber reden sollen, was sich gut anfühlt, was sich nicht gut anfühlt oder wann Sex wehtut“, erklärt Kerner. „Sie wissen nicht, wie sie mitteilen sollen, was sie anturnt oder welche Fantasien sie haben, oder wie sie einander nach ihren sexuellen Interessen fragen sollen. Sie trauen sich nicht, darauf zu bestehen, dass ein Partner beim Sex ein Kondom benutzt.“

Statt also Sex und sexuelle Gesundheit als peinliche oder unangemessene Themen zu betrachten, sollten wir mehr zu offenen Gesprächen darüber ermuntern.

17. Kritisches Denken und Entscheidungsfähigkeit sind unglaublich relevant für dein Sexleben.

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Jungen Menschen wird immer gesagt: Warte, bis du bereit bist. WAS HEISST DAS ÜBERHAUPT? Weißt du, was viel hilfreicher gewesen wäre? Zu lernen, wie du merkst, wann du bereit bist und was du tun sollst, wenn du soweit bist.

Um das herauszufinden, stelle dir Fragen wie: Unter welchen Umständen werde ich mich dabei wohlfühlen und mich freuen, mit jemandem Sex zu haben? Was wünsche ich mir von meinem Sexleben? Was will ich auf gar keinen Fall? Was beeinflusst die Art und Weise, wie ich über Sex und Beziehungen nachdenke?

18. Und zu guter Letzt: ~Normal~ existiert nicht.

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Es ist die eine Frage, die wir uns vor allem im jungen Alter häufiger mal stellen. Ganz besonders mit Hinblick auf unsere Sexualität Bin ich normal? Ist das, was ich mache oder wie ich mich fühle oder wie ich gebaut bin, normal?

Wir sollten im Gespräch über Sex und Sexualität vermitteln, wie unglaublich vielfältig diese Themen sind. „Normal gibt es nicht,“ so Lenkoff.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Themenwoche, in der sich alles um Sex, Sexualität und sexuelle Aufklärung dreht.

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