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12 Dinge, die du wissen solltest, bevor du mit PrEP beginnst

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Denn Wissen ist Gesundheit.

Wenn du dich schon ein bisschen über HIV informiert hast, dann stehen die Chancen gut, dass du von der Präexpositionsprophylaxe — aka PrEP — gehört hast.

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Falls nicht, geben wir dir eine kurze Zusammenfassung: PrEP ist eine Pille, die zwei HIV-Medikamente beinhaltet — Tenofovir und Emtricitabin — die unter dem Markennamen Truvada vertrieben werden. 2012 ließ die FDA sie zur Nutzung von HIV-negativen Menschen zu, die ein hohes Infektionsrisiko haben. Und das Medikament wirkt ziemlich gut.

„Es ist einfach wunderbar, eine weitere Ressource zu haben, die wir HIV-Negativen anbieten können, um sie zu unterstützen und ihnen Selbstbestimmung im Hinblick auf sexuelle Gesundheit und Gesundheitspflege im Allgemeinen zu geben“, so Dr. Jonathan Volk gegenüber BuzzFeed Health. „Es ist bahnbrechend“, erklärt der Arzt der Permanente Medical Group in San Francisco.

Sicher, es ist kein HIV-Heilmittel, aber ein wichtiger Schritt für die Reduzierung der Gesamtanzahl von HIV-Infektionen. Um mehr darüber zu erfahren, wie das funktioniert, sprachen wir mit Volk und Dr. Ellie Carmody, Assistenzprofessorin für Infektionskrankheiten im NYU Langone Medical Center. Egal, ob du nur ein wenig recherchieren willst oder PrEP ernsthaft in Erwägung ziehst. Dies sind einige Dinge, von denen die Expertin und der Experte dachten, dass du sie wissen solltest.

Dank auch an die Deutsche Aidshilfe, die uns ebenfalls Auskunft gegeben hat.

1. PrEP ist ein sehr wirksamer Schutz vor HIV.

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Die Effektivitätsrate beträgt über 90 Prozent. Das ergab eine Teilstudie der iPrEx-Studie. Mit ihr wurde die Sicherheit und Effektivität von Truvada getestet.

Doch diese Effektivität hängt davon ab, wie strikt du dich an deinen Einnahme hältst. Der Studie zufolge, bewirkt die wöchentlich viermalige Einnahme des Medikaments eine 96-prozentige Reduktion der HIV-Infektionsgefahr. Der täglichen Einnahme wird eine 99-prozentige Reduktion zugeschrieben.

„Was für mich als Kliniker, der PrEP verschreibt und damit arbeitet, eine aufregende Überraschung war, ist, wie hervorragend diese Behandlung tatsächlich wirkt“, sagt Volk.

2. Du solltest also definitiv mit PrEP beginnen, wenn du ein hohes HIV-Infektionsrisiko hast.

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Laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC hast du ein hohes HIV-Infektionsrisiko, wenn:

* Du HIV-negativ bist und regelmäßig Sex mit jemandem hast, der HIV-positiv ist.

* Du ein schwuler oder bisexueller Mann bist, der Analverkehr ohne Kondom hat oder in den letzten sechs Monaten mit einer sexuell übertragbaren Erkrankung diagnostiziert wurde (und nicht in einer beidseitig monogamen Beziehung mit jemandem lebst, der kürzlich ein negatives Testergebnis hatte).

* Du ein heterosexueller Mann oder eine heterosexuelle Frau bist und regelmäßig ohne Kondom mit Leuten schläfst, deren HIV-Status unbekannt ist (und nicht in einer beidseitig monogamen Beziehung mit jemandem lebst, der kürzlich ein negatives Testergebnis hatte).

* Du in den letzten sechs Monaten Injektionsdrogen genommen und dir Nadeln geteilt hast, oder in den letzten sechs Monaten in der Drogentherapie warst oder gearbeitet hast.

Tatsächlich hat das CDC bestimmt, dass einer von vier schwulen und bisexuellen Männern, einer von fünf Konsumenten von Injektionsdrogen und einer von zweihundert heterosexuellen Erwachsenen mit Hinblick auf PrEP beraten werden sollte.

3. Bevor du mit PrEP beginnst, muss dein Arzt sicherstellen, dass du nicht bereits HIV hast.

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Um ganz direkt zu sein: Leute, die bereits HIV haben, sollten PrEP nicht nehmen. Sie brauchen nämlich mehr als nur die zwei Medikamente, die in Truvada enthalten sind, um das Virus zu bekämpfen, sobald es sich im Körper etabliert hat — normalerweise ist es eine Kombination aus drei oder vier Medikamenten, erklärt Carmody. Tatsächlich ist HIV ein so mächtiges Virus, dass es eine Immunität entwickeln könnte, würde man es nur mit den Medikamenten in Truvada bekämpfen. Somit würden zwei Medikamente zur Bekämpfung und zwei Optionen für die Behandlung fehlen, sagt Volk.

Bei den ersten PrEP-Beratungen wird dein Arzt vermutlich nach deinem letzten HIV-Testergebnis fragen und sicherstellen, dass du keine Anzeichen oder Symptome einer akuten HIV-Infektion hast, so Carmody. Falls dein letzter HIV-Test schon länger her ist, musst du vielleicht einen RNA-Test machen. Das ist die genaueste Methode, eine akute Infektion festzustellen, eklärt sie.

4. Es wird vermutlich auch weitere Tests geben.

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Bevor du mit PrEP beginnst, wird dein Arzt dich auch auf sexuell übertragbare Erkrankungen testen und überprüfen, ob deine Nieren gesund genug für das Medikament sind. Er wird auch sicherstellen, dass du keine Medikamente nimmst, die vermieden werden sollten, während man PrEP nimmt, und dich nach der Dokumentation deines Hepatitis-B- und Impfstatus fragen, sagt Carmody.

5. Zunächst können Nebenwirkungen auftreten. Falls sie nicht verschwinden, melde dich wieder bei deinem Arzt.

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„Die häufigste Nebenwirkung, von der Patienten mir berichtet haben, ist eine milde gastrointestinale (GI) Irritation in den ersten Tagen oder Wochen nach Beginn der Einnahme,“ erzählt Volk. Diese kann Übelkeit, Erbrechen und Magenverstimmungen mit sich ziehen — recht milde Nebenwirkungen. Trotzdem können solche Probleme auch Anzeichen für etwas Schwerwiegenderes sein, zum Beispiel für eine Laktatazidose oder für zu viel Säure im Blut. Das erfährst du auf der Internetseite von Truvada. Wenn die Symptome also länger als ein paar Wochen bestehen bleiben, solltest du dich bei deinem Arzt melden, so Volk.

6. Keine Sorge, falls du einen Tag verpasst — das wird nicht alles aus der Bahn werfen.

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Deine HIV-Resistenz wird nicht einfach verschwinden, wenn du nur einen Tag vergisst, das Medikament einzunehmen, sagt Carmody. Dennoch, weil PrEP keine Einmalimpfung ist, musst du dich an einen recht strikten Plan halten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Wie die iPrEx-Teilstudie herausfand, sinkt der Schutz, wenn du weniger als 7 Dosen pro Woche zu dir nimmst.

„Je öfter du es nimmst, desto besser wirst du dich gegen HIV schützen“, sagt Volk. „Die Einhaltung muss allerdings nicht perfekt sein, gib einfach dein Bestes.“

7. PrEP könnte tatsächlich besser bei Männern als bei Frauen wirken.

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Sobald der Körper es aufgenommen hat, kann Truvada in Darm-, der Vaginal- und der Zervixschleimhaut gefunden werden. Die Medikamente wurden tatsächlich genau wegen dieses Effekts ausgewählt, erklärt Volk. Der Wirkstoff sammelt sich jedoch in der Darmschleimhaut schneller an, also schützt er am schnellsten bei denjenigen, die passiven Analverkehr haben.

Andere müssen das Medikament länger einnehmen, bis es wirkt. Darum ist es unerlässlich, dass du mit deinem Arzt über den Zeitpunkt des Behandlungsbeginns sprichst und ab wann du von einem zusätzlichen Schutz durch den Wirkstoff ausgehen kannst.

8. Nur weil du PrEP nimmst, heißt das nicht, dass du auf Kondome verzichten solltest.

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Wenn du dich nicht in einer beidseitig monogamen Beziehung befindest, raten Ärzte neben der Einnahme von PrEP trotz allem dringlich zu Kondomen, da sie gegen sexuell übertragbare Infektionen wie Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö und Hepatitis C schützen, für die laut Carmody vor allem schwule und bisexuelle Männer anfällig sind.

Wenn du dich in einer beidseitig monogamen Beziehung mit jemandem befindest, der HIV-positiv ist, dann ist die Entscheidung, Kondome zu benutzen, ein bisschen komplizierter. Wenn dein Partner eine antiretrovirale Therapie (ART) durchläuft, nimmt er vermutlich mehrere HIV-Medikamente zu sich, die gemeinsam daran arbeiten, dass das Virus sich nicht vervielfachen kann (die neuen Partikel nennen sich Kopien), und die Menge an HIV im Körper zu verringern. Wenn die Viruslast deines Partners nicht nachweisbar ist, hat ART die HIV-Menge auf weniger als 40 bis 75 Kopien pro ml Blut reduziert. Das bedeutet, dass ein sehr geringes HIV-Übertragungsrisiko besteht. Wegen diesem zusätzlichen Schutz besteht technisch gesehen nur ein sehr geringes HIV-Übertragungsrisiko, wenn ein Partner auf ART und der andere auf PrEP ist, so Carmody.

Das heißt trotzdem nicht, dass ihr sie nicht benutzen sollt. Kein Medikament kann das HIV-Infektionsrisiko komplett eliminieren, sagt sie. Kondome gewähren eine zusätzliche Schicht Schutz, vor allem weil HIV in Genitalflüssigkeiten höher konzentriert als im Blut vorkommen kann — vor allem, wenn man eine sexuell übertragbare Infektion hat — und die Virluslast kann sich zwischen Tests erhöhen.

9. Alle drei Monate solltest du dich beim Arzt untersuchen und dir ein neues Rezept ausstellen lassedn.

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Da jeder Zeit etwas schiefgehen kann, helfen dir regelmäßige vierteljährliche Nachuntersuchungen, gesund zu bleiben. Außerdem brauchst du ein neues Rezept.

Während der Nachuntersuchung wird der Arzt deine Nierenfunktion überprüfen, um sicherzustellen, dass die Medikamente keine Probleme machen, und dich auf sexuell übertragbare Infektionen und HIV testen, so Volk. „Wenn jemand tatsächlich mit HIV infiziert wird, dann erkennen wir das frühzeitig und können die Truvada-Resistenz hoffentlich vermeiden“, sagt er.

10. Du kannst damit aufhören, PrEP zu nehmen, wann immer du willst.

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Wenn du schon länger nicht mehr in einer risikoreichen sexuellen Beziehung warst und denkst, du wirst es auch in nächster Zeit nicht sein, musst du PrEP nicht weiterhin nehmen. Genauso kannst du auch mit deinem Arzt über die Absetzung reden, wenn du das Gefühl hast, dass Kondome ausreichenden Schutz für deinen aktuellen Lebensstil bieten. "Was so schön an HIV-Prävention heutzutage ist, ist dass Leute Optionen haben", so Volk.

Einen Haken gibt es allerdings, sagt Volk: Wenn du PrEP absetzen willst, wird dein Arzt dich das Medikament vermutlich noch ein paar Tage oder sogar Wochen nehmen lassen, wenn die Chance besteht, dass du HIV kürzlich ausgesetzt warst; nur um sicherzustellen, dass du geschützt bist. Du wirst auch noch einige Tests über dich ergehen lassen müssen. Natürlich ist das Gespräch mit dem Doktor die einzige Möglichkeit, um herauszufinden, was am Besten für dich ist.

11. Du solltest auch deinen Hepatitis-B-Status mit deinem Arzt besprechen, da die Truvada-Einnahme und -Absetzung diesen beeinflussen kann.

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Du solltest mit deinem Arzt über deinen Hepatitis-B-Status sprechen, bevor du mit PrEP aufhörst. Er wird feststellen, ob du weitere Tests oder Behandlungen benötigst und dich nach deiner Absetzung weiter überwachen, so Volk. Wenn du Hepatitis B hast und deinen Arzt darüber nicht informierst, bevor du PrEP absetzt, könnte sich dein Hepatitis B dadurch verschlimmern.

12. Die Kosten für PrEP tragen die Patient*innen.

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Eine Packung mit rund 28 Tabletten kostet rund 50 Euro und ist nur mit Privatrezept erhältlich.

Das stellen dir Ärzt*innen aus, die zuvor eine PrEP-Schulung erhalten haben. Eine Liste mit Apotheken, wo du das Medikament erhältst, findest du hier.

Um mehr über PrEP zu erfahren, informierst du dich am besten bei der Deutschen Aidshilfe.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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