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Wie es auf der Welt wirklich ist, Elternzeit zu nehmen

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„Einerseits ist es ein magisches Gefühl, beim Baby zu sein, andererseits fühle ich mich abgehängt.”

Was Elternzeit betrifft, gibt es weltweit sehr unterschiedliche Regelungen – von keinerlei gesetzlichem Anspruch auf bezahlten Urlaub in den USA bis hin zu 87 bezahlten Wochen in Estland.

Vater hält Baby im Arm.
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Wir haben die Mitglieder der BuzzFeed-Community gefragt, wie es in ihren Ländern ist, wenn man sich für die Kinderbetreuung eine Auszeit nimmt.

Einige Länder bieten Müttern viel Elternzeit, Vätern dagegen nur wenig oder gar keine. Darin spiegeln sich kulturelle Einstellungen zu Familienstrukturen und zu der Frage wider, ob Mütter mit kleinen Kindern berufstätig sein sollten. Andere Länder gewähren Familien Flexibilität, sodass die Zeit zwischen den Eltern aufgeteilt werden kann.

Eltern, die in den USA leben, dürfte das Blut kochen, wenn sie von den Regelungen in anderen Ländern lesen. Um hoch qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen, haben einige US-Unternehmen neuerdings ihre Sozialleistungen erhöht. Doch für die meisten Angestellten, besonders die mit niedrigem Einkommen, ist unbezahlter Urlaub die einzige Möglichkeit. Allerdings bekommt ihn nicht jeder – und selbst wenn, können ihn sich viele nicht leisten.

Wir haben von hunderten Eltern aus der ganzen Welt gehört. Das sind ihre Erfahrungen.

1. „Geht eine Frau hierzulande wieder arbeiten, bevor ihr Kind zwei Jahre alt ist, wird sie von der Gesellschaft als schlechte Mutter verurteilt, die sich nicht um das Kind kümmern will.”

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"Ich habe zwei Jahre genommen, davon wurden fünf Monate von meinem Arbeitgeber und 19 Monate von der Krankenversicherung (bekommt hier in Ungarn jeder) bezahlt. Im Durchschnitt habe ich 80 Prozent meines Gehaltes bekommen.

Geht eine Frau hierzulande wieder arbeiten, bevor ihr Kind zwei Jahre alt ist, wird sie von der Gesellschaft als schlechte Mutter verurteilt, die sich nicht um das Kind kümmern will.

Ich habe noch nicht wieder angefangen zu arbeiten. Die Situation ist schwierig. Einerseits ist es ein magisches Gefühl, beim Baby zu sein, andererseits fühle ich mich abgehängt. Es gibt keine guten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und keine Chance für mich, in Teilzeit oder von zu Hause aus zu arbeiten. Ich habe vor, mich beruflich anders zu orientieren."

— anonym, 32, Ungarn

2. „In Jakarta gibt es sogar einen Motorrad-Kurierdienst, der die Muttermilch vom Büro nach Hause fährt. So kann das Baby die Milch trinken, während man selber auf der Arbeit ist.”

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"Ich habe eine viermonatige Auszeit genommen, bei vollem Gehalt. Das indonesische Recht schreibt drei Monate volle Gehaltsfortzahlung vor. Ich bekam noch einen weiteren Monat von meiner Firma bezahlt, für die ich im Ausland tätig bin.

Der Weg zurück in den Job war super. In meiner Firma landet man weich, das heißt, man arbeitet anfangs vier Stunden und steigert sich dann schrittweise auf acht Stunden. Die Leute waren flexibel und hatten Verständnis für meine Bedürfnisse.

Südostasien ist Weltklasse, was Elternzeiten und die Versorgung frischgebackener Mütter betrifft. Bei mir auf der Arbeit gab es einen wunderschönen Stillraum mit Kühlschrank und Sterilisator. In Jakarta gibt es sogar einen Motorrad-Kurierdienst, der die Muttermilch vom Büro nach Hause fährt. So kann das Baby die Milch trinken, während man selber auf der Arbeit ist."

— Cara, 39, Indonesien, Marketingleiterin

3. „24 Stunden nach meinem Kaiserschnitt beantwortete ich E-Mails, vier Tage später leitete ich das Büro und kaum konnte ich ohne größere Schmerzen laufen, war ich wieder in der Firma.”

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"24 Stunden nach meinem Kaiserschnitt beantwortete ich E-Mails, vier Tage später leitete ich das Büro und kaum konnte ich ohne größere Schmerzen laufen, war ich wieder in der Firma. Ich empfange Gehalt, also bekam ich die freien Tage bezahlt. Genau genommen finanzierte ich mich selbst, weil ich Geschäftsinhaberin bin.

Ich habe definitiv früher gearbeitet, als ich vom körperlichen und mentalen Standpunkt her gesollt hätte. Leider hatte ich keine wirkliche Wahl. In Kanada bekommen Selbständige keinen bezahlten Mutterschutzurlaub, es sei denn, sie zahlen in die Arbeitslosenversicherung ein, die langfristig gesehen eine riesengroße Abzocke ist. Mein Geschäft führt sich nicht von selbst, also führe ich es mit dem Baby im Schlepptau. Eine Balance zwischen Beruflichem und Privatem gibt es nicht – dafür zwei Vollzeitjobs auf einmal.

Wir haben uns durchgebissen, aber das Stillen war schwieriger und es sind mehr als nur ein paar Tränen geflossen. Ich glaube, der Aufbau der Beziehung zum Kind wäre definitiv leichter gewesen, wenn ich die Chance gehabt hätte, einfach nur Mutter zu sein."

— Zoe, 28, Kanada, selbständige Hausdesignerin

4. „Dank der Elternzeit konnte ich unserem Sohn, der bei der Adoption drei Jahre alt war, das sichere Gefühl vermitteln, dass wir ihn nicht verlassen würden.”

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"Wir erfuhren am 17. März 2016 telefonisch, dass wir ausgewählt worden waren, ein Kind zu adoptieren. Am 22. April 2016 sahen wir unseren Sohn zum ersten Mal, am 29. April nahmen wir ihn mit nach Hause. Die nächsten 37 Wochen verbrachten wir damit, unseren Dreijährigen kennen zu lernen und eine Beziehung zu ihm aufzubauen.

Ich hatte nur 37 Wochen Elternzeit bekommen statt der 52 Wochen, die einer biologischen Mutter zugestanden hätten. Diese 37 Wochen bezahlte die Arbeitslosenversicherung. Mein Mann ist ebenfalls Lehrer – somit hatten wir den Sommer frei. Wir konnten ihn gemeinsam als frischgebackene dreiköpfige Familie verbringen, ohne dafür zusätzlichen Urlaub nehmen zu müssen.

Unser Sohn ist ein kluger, lustiger und äußerst selbständiger kleiner Junge. Wir lieben ihn über alles. Dank der Elternzeit konnte ich ihm das sichere Gefühl vermitteln, dass wir ihn nicht verlassen würden, und wir hatten Zeit zu lernen, wie wir die bestmöglichen Eltern werden."

— Michelle, 39, Kanada, arbeitet im Bildungswesen

5. „Mein Mann nahm sich frei, bekam vom Arbeitgeber aber nur zwei Wochen Urlaub. Das ärgerte mich wirklich, denn dadurch muss ich eine ziemlich lange Auszeit nehmen, die meiner Karriere schaden könnte.”

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"Ich habe 16 Wochen genommen, die Hälfte davon ist jetzt um. Die Zeit wird von meinem Arbeitgeber voll bezahlt. Ich habe so viel Elternzeit bekommen, wie ich wollte – sogar mehr als die gesetzlich vorgeschriebene – und volle Bezahlung für die gesamte Zeit, was ebenfalls nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Aber da ich einen guten Draht zu meinem Chef habe, war er dazu gern bereit – unter der Bedingung, dass ich telefonisch oder per E-Mail erreichbar bin, um den Leuten, die während meiner Abwesenheit meine Arbeit erledigen, Ratschläge geben zu können.

Ich habe einen doppelten Druck verspürt – früher wieder arbeiten zu gehen und länger zu Hause zu bleiben. Irgendwie absurd. Zwar war mein Chef einverstanden und ich muss der Fairness halber sagen, dass er keinerlei Druck auf mich ausgeübt hat, dass ich meine Auszeit verkürze. Aber ich hatte bei der Arbeit immer das Gefühl, dass da etwas war, worüber keiner sprach – so, als würden die Leute über mich urteilen. Vielleicht ist es nur meine Fantasie. Andererseits haben mehrere Bekannte und Verwandte, ohne dass es sie etwas angeht, gemeint, ich solle mehr Elternzeit nehmen und jetzt nicht so sehr an meine Karriere denken.

Mein Mann nahm sich frei, bekam vom Arbeitgeber aber nur zwei Wochen Urlaub. Das ärgerte mich sehr, denn dadurch muss ich eine ziemlich lange Auszeit nehmen, die kurzfristig meiner Karriere schaden könnte. Er dagegen nimmt eigentlich nur seinen Jahresurlaub."

— anonym, 32, Singapur, arbeitet für einen Hedgefonds

6. „Wir hatten uns darauf geeinigt, dass jeder die Hälfte der Elternzeit nimmt, denn wir wollten auf jeden Fall beide gleich viel Zeit mit dem Baby verbringen.”

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"Ich habe mir die Zeit zur Hälfte mit meinem Mann geteilt, der Arzt ist. Jeder von uns hat 10 Monate genommen. Die gesamte Zeit wurde bezahlt. Bei uns kriegt man 90 Prozent des ursprünglichen Gehalts. Der Staat übernimmt etwa 80 Prozent bis zu einem bestimmten Höchstbetrag, danach zahlt der Arbeitgeber den Rest, bis zu 90 Prozent. Als Studentin bekomme ich immer noch staatliche Unterstützung fürs Zuhausebleiben. Der Betrag richtet sich nach der Höhe meines letzten Gehaltes.

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass jeder die Hälfte der Elternzeit nimmt, denn wir wollten auf jeden Fall beide gleich viel Zeit mit dem Baby verbringen. Zudem war mein Mann während des ersten Monats mit mir zu Hause. Wir lernten das Stillen und das Zusammenleben mit einem neuen kleinen Menschen. Das waren für uns beide sehr, sehr wichtige Wochen – für mich ganz besonders an den Tagen, an denen der Baby-Blues einsetzte.

Jetzt ist das Baby in der Kita, ich studiere wieder und langsam kehrt wieder Normalität ein. Ich bin überglücklich, in einem Land zu leben, wo eine angemessene Elternzeit nicht nur diskutiert, sondern sogar gesetzlich umgesetzt wird. So können wir bei unserem Kind sein, um eine starke Beziehung zu ihm und ein sicheres Fundament für seine Identitätsbildung aufzubauen."

— Anna, 31, Schweden, Medizinstudentin

7. „Ich nahm mir nur drei Tage frei – für die Entbindung meiner Frau. Ja, ich habe deshalb manchmal ein sehr schlechtes Gewissen.”

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"Ich habe mir nämlich nur drei bezahlte Tage freigenommen, an einem hatte ich Bereitschaftsdienst.

Erst drei Wochen vor der Geburt unseres Kindes hatte ich eine neue Stelle angetreten. Mein Job ist sehr anspruchsvoll und ich bin für viele Minderjährige direkt verantwortlich. Dadurch war ich nicht in der Lage, mich meinem eigenen Kind zu widmen. Ich stand unter einem ungeheuren Druck, wieder arbeiten zu gehen. Das hat meiner Meinung nach die Beziehung zu meinem neugeborenen Sohn sehr negativ beeinflusst.

Meine Ehepartnerin ist Hausfrau. Es hat unsere Beziehung belastet, da die Anforderungen in meinem Job es nicht zuließen, dass ich sie in den drei Monaten, in denen sie wirklich Hilfe gebraucht hätte, viel unterstützen konnte.

Im Nachhinein betrachtet war es wohl das Schlimmste, was meine Partnerin jemals durchgemacht hat: zu Hause zu bleiben und von mir – beruflich bedingt – nur minimale Unterstützung zu bekommen. Das würde ich niemandem wünschen, und ja, ich habe deshalb manchmal ein sehr schlechtes Gewissen. Auch wenn ich auf diese Weise für unsere finanzielle Absicherung sorgen konnte, ist es nur schwer zu rechtfertigen."

— anonym, 30, arbeitet für eine gemeinnützige Organisation in den USA

8. „Längere Elternzeiten für Väter würden auch die Karriereaussichten junger Frauen verbessern, weil Kinderbetreuung dann nicht mehr reine Frauensache wäre.”

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"Ich habe ein Jahr und vier Monate Elternzeit genommen, bei voller Lohnfortzahlung. Drei Monatslöhne, danach Unterstützung durch den Staat. Der Vater bekommt erst drei Wochen bezahlten Urlaub und dann weitere anderthalb Monate Elternzeit bezahlt. Mein Mann hat beides in Anspruch genommen.

Hier in Finnland wird viel darüber debattiert, ob die Elternzeit für Väter verlängert werden soll, um ein ähnliches System wie in Schweden zu schaffen. Ich denke schon, dass das wichtig wäre, damit die Väter eine Beziehung zum Kind aufbauen können. Es würde auch die Karriereaussichten junger Frauen verbessern, weil Kinderbetreuung dann nicht mehr reine Frauensache wäre.

Wieder arbeiten zu gehen, bevor das Baby ein Jahr alt ist, halten viele für eine schlechte Idee. Ist das Kind aber älter, fällt diese Entscheidung leichter. Meine Mutter war sehr dogmatisch und meinte, Mütter müssten zu Hause bleiben und Kinder unter drei Jahren dürfte man nicht in den Kindergarten geben.

Ich bin kein Hausfrauentyp. Ich liebe meinen Job und die intellektuellen Herausforderungen, die er mir bietet. Ich liebe es auch, mit Erwachsenen zu sprechen und mich mit den Problemen Erwachsener zu befassen. Ich liebe meine Kinder über alles, aber 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr mit ihnen zusammen sein? Das würde mich wahnsinnig machen!

Ich finde es großartig, dass man sich in Finnland dafür entscheiden kann, zu Hause zu bleiben, bis das Kind drei Jahre alt ist, und ich habe Respekt vor allen Eltern, die das tun. Es ist manchmal schwierig, als Karrieremutter alles unter einen Hut zu bekommen, aber ich möchte dieses Leben um nichts auf der Welt missen."

— Maija, 33, Finnland, Chefunterhändlerin bei einer Gewerkschaft

9. „Ich habe das große Glück, in einem Land zu leben, wo es normal ist, zwei Jahre Auszeit zu nehmen, und wo man nach Belieben darüber sprechen kann.”

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"Ich nahm ein Jahr Elternzeit und bekam 80 Prozent meines Gehalts von der staatlichen Krankenversicherung bezahlt. Ich hätte gern mehr genommen, aber mein Mann wollte ebenfalls ein Jahr Elternzeit nehmen.

Nun nimmt er sogar 14 Monate. In Österreich kann man in Elternzeit gehen, bis das Baby zwei Jahre ist. Die Zeit kann man sich mit dem Partner teilen. Wegen des Finanzmodells, das wir gewählt haben, ist die Zeit teilweise unbezahlt. Seine Firma war einverstanden, obwohl es sehr ungewöhnlich ist, so viel Elternzeit zu nehmen. Männer nehmen bei uns meist nur einen bis zwei Monate.

Der Weg zurück in den Job verlief für mich reibungslos. Ich kann 80 Prozent arbeiten und habe Gleitzeit. Dass ich auf Basis eines Minimalvertrages arbeiten konnte, bevor ich wieder richtig in den Job zurückgekehrt bin, half mir bei der Vorbereitung. Wobei ich durchaus neidisch bin auf meinen Mann, der nun zeitlich flexibel und mit dem Baby zusammen ist.

Ich habe das große Glück, in einem Land zu leben, wo es normal ist, zwei Jahre Auszeit zu nehmen, und wo man nach Belieben darüber sprechen kann. So können wir flexibel sein und unseren Erziehungsstil umsetzen."

— Rachael, Österreich, arbeitet in einer Personalabteilung

10. „Ich wünsche mir, dass die Elternzeit in Australien gerechter zwischen den Elternteilen aufgeteilt wird.”

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"Meine Frau hat das Kind geboren und übernimmt einen Großteil der Betreuung. Sie ist noch in der bezahlten Elternzeit. Ich nahm mir drei Wochen frei, für fünf Tage zahlte der Arbeitgeber. Wir konnten es uns nicht leisten, dass ich länger unbezahlten Urlaub nehme, aber meine Firma wollte auch nicht länger zahlen. Ich fühlte mich unter Druck, wieder arbeiten zu gehen, vor allem, weil ich die Stelle erst vor Kurzem angetreten hatte. Ich hatte wirklich Glück, dass ich so viel Urlaub bekommen hatte.

Es war schwierig, als ich wieder zu arbeiten anfing. Meine Partnerin wartete nachmittags immer sehnsüchtig darauf, dass ich nach Hause komme. Ständig hatte ich mit Erschöpfung zu kämpfen. Die meisten meiner Arbeitskolleginnen sind Hauptbetreuerinnen ihrer Kinder. Ihre Haltung gegenüber mir als zweitrangigem Elternteil empfand ich als abwertend.

Ich wünsche mir, dass die Elternzeit in Australien gerechter zwischen den Elternteilen aufgeteilt wird. Wenn man nicht derjenige Elternteil ist, der das Kind zur Welt bringt, dann bekommt man vom Staat oder Arbeitgeber praktisch keinen bezahlten Urlaub. Hätte ich mehr zu Hause sein können, wäre das der Beziehung zwischen mir und unserem Baby sehr zugute gekommen."

— Shona, 28, Australien, Lehrerin

11. „Bei uns ist es ganz normal, drei Jahre Mutterschaftsurlaub zu nehmen.”

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"Bei uns ist es ganz normal, drei Jahre Mutterschaftsurlaub zu nehmen. Meine Tochter ist jetzt zwei Jahre und vier Monate alt.

Im Monat nach meinem Universitätsabschluss, ich war im 7. Monat schwanger, begann in Russland offiziell mein Mutterschutzurlaub. Offiziell arbeitete ich damals nicht – im Studium hatte ich ein wenig Nachhilfeunterricht gegeben –, somit wurde mein Mutterschaftsgeld auf Basis des Existenzminimums berechnet, das monatlich 7000 Rubel (ca. 120 Euro) beträgt. Ich bekam jeden Monat 2.800 Rubel, das sind knapp 60 Euro. Nach den ersten anderthalb Jahren kann man einen Antrag auf weitere 18 bezahlte Monate stellen. Der Betrag ist lächerlich – 50 Rubel im Monat, das ist weniger als ein Euro. Die meisten Mütter machen sich diese Mühe gar nicht erst.

Moskauerinnen bekommen für die Geburt eines Kindes außerdem eine Einmalzahlung von 50.000 Rubel (rund 800 Euro). Die einmalige Zahlung, die jeder vom Staat bekommt, beträgt rund 15.000 Rubel (240 Euro). Der Betrag erhöht sich, wenn man ein zweites oder mehrere Kinder bekommt.

Es gibt überall sogenannte Milchküchen, wo man kostenlos Milch und Babynahrung bekommt. Das hilft wirklich, beim Haushaltsgeld zu sparen, aber nicht alle Kinder mögen Dosenbrei, einige haben Allergien und manche Eltern bevorzugen andere Hersteller. Also verschenken die Mütter die ungeöffneten Produkte an Freunde und Bekannte oder verkaufen sie im Internet für die Hälfte des Marktpreises.

Generell ist es in Russland schwierig, aber möglich, Elternzeit zu nehmen. Für meinen Mann und mich war es auch deshalb schwer, weil unsere Mütter nicht zum Babysitten zur Verfügung standen und wir keine Tagesmutter nehmen konnten – es hätte für mich keinen Sinn gemacht, für das gleiche Gehalt wie eine Tagesmutter arbeiten zu gehen und ihr dann das ganze Geld zu geben. Unsere Eltern unterstützen uns jedoch finanziell und mein Mann arbeitet nebenbei freiberuflich, wobei ich ihm gelegentlich helfe.

Wir haben vorläufig nicht die Absicht, ein zweites Kind zu bekommen. Ich möchte erst einen Job finden und dann weitersehen."

— Olga, 25, Russland

12. „Dank des Mutterschutzurlaubs konnte ich professionelle Hilfe suchen, ohne Angst und ohne den Druck, wieder arbeiten gehen zu müssen.”

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"Mein Erziehungsurlaub von 10 Monaten wurde komplett bezahlt. Ich bekam ein Jahr fest zugesichert, davon 10 Monate bezahlt, nicht genutzte Urlaubs- und freie Tage nicht mitgerechnet.

In Großbritannien hat man zusätzlich zur Elternzeit Anspruch auf zehn bezahlte Tage, sogenannte "Keep In Touch"-Tage, die beim Übergang zurück ins Berufsleben helfen sollen. Das war eine enorme Hilfe für mich, da ich bald wieder Vollzeit arbeiten sollte. Mein Mann hat das Glück, von zu Hause aus arbeiten zu können, sodass er in einigen dringenden Fällen zur Stelle war.

Ich bin sehr dankbar, weil ich in Großbritannien lebe – anders als meine Freundin in den USA, die ihr Kind etwa einen Monat vor der Geburt meiner Tochter zur Welt brachte und nur sechs Wochen unbezahlten Urlaub bekam. Ich litt an einer Wochenbettdepression, die durch den Notfallkaiserschnitt bei der Entbindung noch verschärft wurde. Dank des Mutterschutzurlaubs konnte ich professionelle Hilfe suchen, ohne Angst und ohne den Druck, wieder arbeiten gehen zu müssen.

Vor der Rückkehr in den Job durfte ich bestimmte Arbeitszeiten beantragen, die sich mit meinem Familienleben vereinbaren ließen. Natürlich mussten die Arbeitszeiten erst vom Arbeitgeber genehmigt werden. Aber hätte der Arbeitgeber sie nicht genehmigt, hätte er beweisen müssen, dass sie sich nachteilig aufs Geschäft auswirken. Ich konnte in Vollzeit arbeiten, aber die Arbeitszeiten waren so, dass ich abends zu Hause sein, meine Tochter füttern und sie zu Bett bringen konnte. Das ist großartig!"

— Sarah, 35, Schottland, arbeitet in der Gastronomie

13. „Ich spürte innerlich einen gewissen Druck, wieder arbeiten zu gehen, wobei ich glaube, dass das völlig unbegründet war. Ich bin in einer von Männern dominierten Branche tätig.

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"Ich nahm zehn Wochen: eine Woche bezahlten Mutterschutzurlaub, sieben Wochen ließ ich mich krankschreiben, dann eine Woche bezahlten und zwei Wochen unbezahlten Urlaub.

Ich nahm mir so viel Zeit, wie ich meiner Ansicht nach brauchte. In Wirklichkeit gibt es einen Grund, warum in Malaysia jeder sagt, die Amerikanerinnen seien verrückt, weil sie ihre Babys so früh verlassen. Wenn ich es noch einmal machen müsste, würde ich mir fünf oder sechs Monate freinehmen.

Ich spürte innerlich einen gewissen Druck, wieder arbeiten zu gehen, wobei ich glaube, dass das völlig unbegründet war. Ich bin in einer von Männern dominierten Branche tätig. Hinzu kommt, dass Leute zu Hause sich überrascht zeigten, dass ich „so lange” wegblieb.

Mein Mann nahm sich die erste Woche frei. Ohne ihn hätte ich nicht überlebt. Meine Mutter kam für zwei Wochen zu Besuch und meine Schwiegermutter für eine Woche.

Der Weg zurück in den Job lief recht gut, zumal ich nur sieben Minuten Fußweg von meinem Arbeitsplatz entfernt wohne. Mein Baby wird zu Hause von einer Tagesmutter betreut. Ich komme jeden Tag zum Mittagessen nach Hause. Dadurch bin ich nie länger als drei oder vier Stunden von meiner Tochter getrennt. Ich kann mir nicht vorstellen, sie in einen Kindergarten geben zu müssen, schon gar nicht in einen, der nicht in der Nähe meines Arbeitsplatzes liegt."

— Cayleigh, 30, stammt aus den USA, lebt in Malaysia und arbeitet als Ingenieurin

14. „Als Mutter war ich Diskriminierungen ausgesetzt – nicht öffentlich, nicht bösartig, aber in Form von schleichender Abwertung und mangelnder Chancengleichheit.”

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"Ich nahm mir ein Jahr frei: den gesetzlichen bezahlten Mutterschutzurlaub von 39 Wochen, anschließend 13 unbezahlte Wochen. Ich fand nicht, dass das, was ich bekam, unangemessen war, aber hätte ich völlige Entscheidungsfreiheit gehabt, so hätte ich noch mehr Zeit mit meinem Sohn verbracht. Mein Mann nahm nur das Minimum an Erziehungsurlaub – zwei Wochen – und zusätzlich eine Woche Urlaub.

Die Rückkehr zur Arbeit war eine schwierige Zeit für mich. Ich arbeite für ein schnell wachsendes Unternehmen, und nun fand ich mich unter Leuten wieder, die nur einen Bruchteil der Zeit in der Firma gewesen waren, die ich dort verbracht hatte. Die taten so, als wäre ich neu und hätte von meiner eigenen Arbeit keine Ahnung.

Im Laufe der ersten paar Monate kristallisierte sich heraus, dass ich als Mutter Diskriminierungen ausgesetzt war – nicht öffentlich, nicht bösartig, aber in Form von schleichender Abwertung und mangelnder Chancengleichheit, nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich fühlte mich so, als müsste ich beweisen, dass ich immer noch in der Lage bin, meinen Job zu machen, obwohl ich nun ein Familienleben habe.

Ich denke, die Firmen sollten den Antrieb der in den Job zurückkehrenden Mütter begrüßen, ein großartiges elterliches Vorbild zu sein. Zudem sollten sie ihr Bedürfnis, für ihre Kinder zu sorgen, ihre Zeitmanagement-Fähigkeiten und ihr tieferes Verständnis für menschliche Bedürfnisse außer der eigenen schätzen, anstatt diese Veränderungen als Belastung zu sehen."

—Lisa, 30, Schottland, arbeitet im Medienvertreib

15. „An jedem Tag meiner Elternzeit machte ich mir Sorgen um meine Rückkehr in den Job.”

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"Bei mir brauchte es zwölf Jahre und sechs künstliche Befruchtungen, bis ich Mutter wurde. Ich nahm zwölf Monate Elternzeit, vier davon bezahlte der Staat. Ich wollte nicht wieder zur Arbeit, aber ich wohne in Sydney und muss die künstlichen Befruchtungen abbezahlen.

Mein Chef bat mich zum Gespräch, um mich zu überzeugen, vier Monate nach der Entbindung wieder zu arbeiten. Das Ergebnis war, dass ich für den Rest der Elternzeit panische Angst hatte, man könnte meiner Vertretung den Vorzug geben. An jedem Tag meiner Elternzeit machte ich mir Sorgen um meine Rückkehr in den Job. Dadurch konnte ich die Zeit mit meinem Sohn nicht richtig genießen.

Es war schwer, als ich wieder zu arbeiten anfing, weil ich zwar noch gestillt habe, auf der Arbeit aber keine Milch abpumpen konnte. Also stillte ich mein Baby ab.

Ich habe hauptsächlich Hilfsarbeiten erledigt. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass meine Vertretungskraft in jeder Hinsicht besser war als ich. Das wurde bei den Meetings deutlich, zu denen man mich während der Elternzeit zitiert hatte. Sollte ich jemals wieder die Chance bekommen, werde ich alles tun, um die Zeit zu genießen und mir keine Sorgen um die Arbeit zu machen. Leichter gesagt als getan."

— anonym, 39, arbeitet in einem Büro in Australien

Wir haben Antworten gekürzt oder der besseren Verständlichkeit wegen bearbeitet. Olgas Antwort wurde teilweise aus dem Russischen übersetzt.

Dein Land ist hier nicht aufgeführt? Wir würden gern von dir hören!

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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