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Die UNO sagt, dass nigerianische Kinder als "menschliche Bomben" benutzt werden

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In einem Fall wurde ein junges Mädchen, das ein Baby trug, mit angelegten Sprengstoffgürteln auf einen Marktplatz geschickt,

Den Vereinten Nationen zufolge werden mehr Kinder denn je von der Terrormiliz Boko Haram in Nigeria als „menschliche Bomben“ missbraucht.

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Die UNO sagt, dass sie während der letzten acht Monate eine „alarmierende“ und „dramatische“ Zunahme dieser Taktik festgestellt hat.

Milen Kidane, leitende Kinderschutzbeauftrage von UNICEF in Nigeria, berichtet, dass die Praktik zum „definierenden“ Aspekt des Konflikts geworden sei. Bei den Aufständen im Nordwesten des afrikanischen Landes wurden Fälle von fast 100 Kindern verzeichnet, die als Waffen missbraucht wurden.

Kidane, die aus der Hauptstadt Abuja mit BuzzFeed News sprach, berichtete außerdem, dass das jüngste Kind, das zur menschlichen Bombe gemacht wurde, gerade 10 Jahre alt war. Kinder wurden bisher „von Sicherheitskräften als weniger bedrohlich“ wahrgenommen und kamen deshalb einfach durch Kontrollpunkte, erklärte sie. Zudem stehen sie häufig unter Drogeneinfluss.

„In vielen Fällen sind sich die Kinder der Sprengstoffe gar nicht bewusst, die sie tragen. Selbst die Kinder, die bewusst Bomben zünden, die sie am Körper tragen, wurden indoktriniert und sind zu jung, um informiert und rational über ihr Handeln zu entscheiden.“

2014 wurden vier Mädchen als menschliche Bomben missbraucht; 2015 war die Zahl auf 21 Mädchen gestiegen; 2016 wurden 19 Kinder derart missbraucht (15 Mädchen und 4 Jungen). In diesem Jahr wurden 83 Fälle von als lebende Bomben missbrauchten Kindern verzeichnet.

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Die UNO berichtet von einem schockierenden Fall, bei dem einem Mädchen nicht nur Sprengstoff, sondern auch ein Baby umgeschnallt wurde, als man sie auf einen Marktplatz schickte.

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Zur Mehrheit der Fälle bekannte sich Boko Haram, die seit 2014 so vorgeht.

In der großen Welle an Vertrieben haben sich die Möglichkeiten der Gruppe, Kinder zu entführen, nur noch verbessert. Laut Schätzwerten mussten rund 1,3 Millionen Kinder 2017 ihr Zuhause verlassen. Viele haben einfach bei ihrer Familie gelebt, als die aufständische Gruppe das Gebiet einnahm.

Es wird davon ausgegangen, dass seit Ausbruch des Konflikts vor acht Jahren 2,3 Millionen Menschen in Nigeria, Kamerun, Chad und Niger vor der Gewalt von Boko Haram fliehen mussten. Fast 20.000 Menschen wurden getötet und Hunderttausende verletzt oder vertrieben.

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Armee-Sprecher Sani Usman Kukasheka verurteilte die Praxis diesen Monat in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur in der Region.

Im selben Interview spielte der Armeechef aber scheinbar auch darauf an, dass Eltern ihre Kinder der militanten Gruppe als Selbstmordattentäter "spenden".

Kukasheka hat auf die Anfrage von BuzzFeed News nach einem Kommentar nicht reagiert.

Der Problem ist, dass es immer gefährlicher wird, ein Kind in den betroffenen Teilen von Nigeria zu sein.

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„Indem sie Kinder für ihre Attacken missbrauchen, hat Boko Haram eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens Kindern gegenüber geschaffen. Manche Gemeinden beginnen, Kinder als Sicherheitsrisiko zu sehen“, so Kidane.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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