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Mit eurer Hilfe will BuzzFeed den geheimen Facebook-Wahlkampf in Deutschland aufdecken

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Sie haben geholfen, Trump zum Präsidenten zu machen. Sie haben den Brexit befeuert. Jetzt spielen sie auch im deutschen Wahlkampf eine Rolle: sogenannte Dark Ads. BuzzFeed News macht diese dunklen Anzeigen nun transparent.

Stellt euch vor, ihr bekommt eine Wahlwerbung angezeigt. Inhalt: "Flüchtlinge helfen unserem Land – wir sollten sie dankbar aufnehmen!" Auch euer Nachbar bekommt eine Anzeige. Inhalt dort: "Wir können nicht alle aufnehmen – das Boot ist voll!" Und während ihr euch darüber unterhaltet, merkt ihr: beide Anzeigen kommen von ein- und derselben Partei.

Das ist im laufenden Wahlkampf erstmals möglich. Der Grund: sogenannte "Dark Ads". Das sind Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken, die nur ganz bestimmte Menschen zu sehen bekommen. Versteckte Attacken auf die politische Konkurrenz, ein über Facebook beeinflusster Wahlkampf, geheime Anzeigen – all das könnte in den kommenden fünf Wochen auf die deutschen Wähler zukommen. Bisher weiß niemand, wie genau das aussehen wird. Das wollen wir ändern.

BuzzFeed News will gemeinsam mit euch erstmals die versteckte Wahlwerbung auf Facebook transparent machen. Gemeinsam mit t-online.de startet BuzzFeed News eine exklusive Kooperation mit den britischen Programmierern von WhoTargetsMe. Bei dem Projekt "Wer bezahlt für meine Stimme?" kann jeder mitmachen.

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Ladet euch unsere Software herunter

Für unser Projekt hat WhoTargetsMe eine Software programmiert. Diese liest die Anzeigen auf Facebook aus und analysiert, welche Partei welche Anzeigen für welche Zielgruppe schaltet. Die Reporter von BuzzFeed News und t-online.de werten die gesammelten Daten aus und berichten darüber. Im Anschluss können auch andere Medien über den geheimen Wahlkampf berichten.

Je mehr Menschen mitmachen, desto mehr Anzeigen können wir auslesen – und desto besser können wir über den geheimen Wahlkampf der Parteien aufklären. Mithelfen könnt ihr mit wenigen Klicks. WhoTargetsMe hat Erweiterungen für den Chrome- und den Firefox-Browser gebaut. Die müsst ihr nur einmal kurz herunterladen und schon seid ihr dabei.

Hier könnt ihr euch die Chrome-Erweiterung herunterladen.

Hier könnt ihr euch die Firefox-Erweiterung herunterladen.

Die Software sammelt keine privaten Daten

Die Software arbeitet im Hintergrund. Ihr braucht nichts weiter tun. Aber ihr helft dabei, diesen Wahlkampf transparenter und fairer zu machen.

Dabei haben wir keinen Zugriff auf private Daten von euch. Wir fragen lediglich nach eurem Alter, eurer Postleitzahl und eurem Geschlecht. Die Software analysiert dann, welchen Gruppen in Deutschland welche Botschaften auf Facebook bekommen. Gesammelt wird anonym: niemand kann Rückschlüsse auf eure Person ziehen.

Dark Ads verzerren den Wahlkampf

Früher war klar, wann Wahlkampf ist und wie der aussieht. Es gab Plakate an Laternen. Broschüren im Briefkasten. Und Wahlwerbung in TV, Radio und Zeitungen. Wie dieser öffentliche Wahlkampf abläuft, das regeln Gesetze. Wer darf wie oft zu Wort kommen? Ab wann dürfen die Plakate hängen? Wie hart darf ich meinen Konkurrenten attackieren? Alles genau geregelt, alles unter den Augen der Öffentlichkeit. Jeder konnte mitdiskutieren: über die Kandidaten, die Positionen und die Programme der Parteien.

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Das ändert sich erstmals bei dieser Wahl. Denn für die Bundestagswahl am 24. September schalten Parteien und Kandidaten für etliche Millionen Euro Werbung in sozialen Netzwerken, darunter auch sogenannte Dark Ads. Wer wann welche Botschaft sieht, das entscheiden die Absender.

Junge Frauen in Großstädten, denen bei Facebook eine Fahrradseite gefällt, bekommen vielleicht Wahlwerbung mit der Botschaft, den Diesel abzuschaffen. Mittelalte Männer in Vororten bekommen eher Anzeigen mit dem Versprechen, die deutsche Autoindustrie zu stärken. Zwei widersprüchliche Positionen, die aber von ein- und derselben Partei stammen könnten. Und kaum jemandem würde das auffallen, weil die Anzeigen nur jeweils gegensätzlichen Gruppen angezeigt würden.

BuzzFeed News will Transparenz herstellen

Wenn jede Gruppe eigens auf sie zugeschnittene Werbung bekommt, kann das einer Demokratie gefährlich werden. Wir verlernen das Streiten, wenn jeder nur noch seine eigene Weltsicht bestätigt bekommt. Es gibt keine gesamtgesellschaftlichen Debatten mehr. Statt über gemeinsame Themen reden wir nur noch in kleinen Gruppen untereinander.

Bei diesem dunklen Facebook-Wahlkampf ist die Partei mit dem meisten Geld noch viel mehr im Vorteil als im klassischen Wahlkampf. Und mehr noch: Auch Dritte – wie Unternehmen, Vereine oder reiche Privatpersonen – können mit Dark Ads auf Facebook eine Partei nach vorne bringen, ohne dass dies der Öffentlichkeit auffallen würde. Es wird deutlich leichter, bestehende Gesetze zu umgehen.

Die Parteien sind kaum noch an ihre öffentlichen Aussagen gebunden. Sie können im Geheimen einen populistischen Wahlkampf fahren, der komplett ihrem öffentlichen Profil widerspricht. Sie können am rechten oder am linken Rand fischen, sie können den Menschen nach dem Mund reden – und sie können ihren politischen Gegner attackieren, ohne dass dieser sich wehren kann.

Das alles ist möglich, weil die Parteien auf Facebook ihre Werbung auf enge, sehr spezielle Zielgruppen abstimmen können. Wer nicht dazu gehört, wird die Anzeige nicht sehen. Das wollen wir ändern.

Wir berichten ab sofort über Dark Ads im deutschen Wahlkampf. Mehr Informationen gibt es in unserem FAQ. Wer mit uns in Kontakt treten will, kann dies tun unter wahlkampf@buzzfeed.com

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