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Wenn nur LGBT*s wählen dürften, käme die AfD nicht in den Bundestag

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Hier sind die Ergebnisse der ersten LGBT*-Wahlstudie in Deutschland überhaupt

Eine neue Umfrage zeigt, dass LGBT*s in Deutschland deutlich andere Parteien bevorzugen als Heterosexuelle: Die AfD kommt in der Studie lediglich auf 2,6 Prozent, die Grünen sind stärkste Kraft. Es handelt sich um die erste bundesweiten LGBTIQ*-Wahlstudie überhaupt. Ausgewertet wurden die Ergebnisse, die BuzzFeed News vorliegen, von 7.390 Personen.

Die Studie zeigt außerdem, dass LGBT*s politisch engagierter sind als Heterosexuelle und Homophobie. Diskriminierung und Trans*phobie gehören nach wie vor zu ihren wichtigsten Problemen.

„Lesben, Schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen lassen sich von einer lesbischen Spitzenkandidatin nicht täuschen“, sagt Henny Engels, Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). Die Befragten hätten der homophoben und diskriminierenden AfD-Politik mit 2,7 % eine „deutliche Absage“ erteilt.

Parteipräferenzen von LGBT*s

CDU/CSU: 6,9 %

SPD: 21,2 %

Grüne: 29 %

Linke: 22,6 %

FDP: 9,5 %

AfD: 2,6 %

Durchgeführt wurde die Umfrage vom LSVD (Lesben und Schwulenverband Deutschland) zusammen mit Politikwissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Wien. 54 % der Personen gaben als sexuelle Orientierung schwul an, 30,4 % lesbisch, 1,6 % Transgender.

Bei Trans*Personen kommt die AfD auf 1,2 %, die Linke auf 44 %.

Die Studie ist nicht repräsentativ und keine Wahlprognose. Doch sie gibt Aufschluss über das politische Spektrum, in dem sich LGBT*s verorten. LGBT*-Belange werden in Deutschland kaum statistisch erfasst und es stehen wenig öffentliche Mittel dafür zur Verfügung. Die Untersuchung von LSVD und den Universitäten wurde über ein Crowdfunding finanziert.

Erst kürzlich lieferte eine Studie des Deutschen Wirtschaftsinstituts, über die BuzzFeed News berichtete, neue Erkenntnisse über LGB*s (Lesben, Schwule, Bisexuelle). Heraus kam, dass homosexuelle Männer einen deutlich niedrigeren Stundenlohn als ihre heterosexuellen Kollegen haben, die Studie sprach von einem Sexual Pay Gap. Außerdem sind Lesben, Schwule und Bisexuelle doppelt so häufig von Depression betroffen wie Heterosexuelle.

Die neue bundesweite Wahlstudie zeigt außerdem, welche Themen für LGBT* bei der Wahl wichtig sind. Am wichtigsten sind Migrations-, Asyl- und Flüchtlingspolitik (12 %), gefolgt von Diskriminierung, Bildungspolitik und Umweltschutz.

Gefragt nach grundsätzlich wichtigen Themen unabhängig von der Wahl liegt das Thema Diskriminierung vorn (95,9 %). Außerdem ist für LGBT*s wichtig, dass sich die Parteien für die LGBTIQ*-Community engagieren. Das gaben knapp 70 Prozent der Befragten an – die sexuelle Identität spielt also für die Parteipräferenz und möglicherweise auch beim Wahlverhalten eine wichtige Rolle. Dass geoutete Kandidat*innen für die Parteien antreten, ist ihnen weniger wichtig, gab über die Hälfte der Befragten an.

Zudem zeigt sich, dass lesbische Frauen deutlich linkere Politikpräferenzen haben, als schwule Männer. Die Grünen liegen bei lesbischen Frauen deutlicher vorn (36,1 zu 27,1 Prozent), die AfD deutlich weiter hinten (1,2 zu 3,4 Prozent).

Lesben sind politisch linker eingestellt, als Schwule.

Über die Hälfte der Befragten gab außerdem an, dass sie politisch oder gesellschaftlich aktiv sei, über ein Drittel engagiert sich in der LGBT*-Community.

Eine andere Umfrage des schwulen Dating-Portals Planet Romeo lieferte vergangene Woche sehr andere Ergebnisse. Bei der Frage an die User, welche Partei sie bei der Bundestagswahl wählen wurde, antworteten 22 % mit CDU/CSU, 12 % AfD.

„Wir haben einen Mangel an Daten. Deshalb ist es gut, wenn es verschiedene Umfragen gibt,“ sagt Prof. Dr. Dorothée de Nève aus dem Forschungsteam der neuen bundesweiten Umfrage gegenüber BuzzFeed News. Jedoch sei bei der Planet Romeo-Umfrage das methodische Vorgehen nicht transparent gemacht. Die Zusammensetzung der Befragten sei unklar – möglicherweise sei der Anteil von homo- und bisexuellen Männern in der Befragung überdurchschnittlich hoch. Zudem sei unklar, ob alle Befragten wahlberechtigt seien und ob bei der Onlinebefragung mit Cookies gearbeitet wurde, um Mehrfachbeteiligung auszuschließen.

Die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) veröffentlichte Ende August ebenfalls Zahlen zur Parteipräferenz bei LGBs. Sie sind annähernd vergleichbar mit der nun vorgestellten bundesweiten Umfrage von LSVD und dem wissenschaftlichen Forschungsteam.

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