1. BuzzFeed
  2. Entertainment

11 schwarze Männer erzählen von ihren Rassismus-Erfahrungen in der schwulen Community

KommentareDrucken

„Wenn wir ausgegangen sind, konnte ich spüren, dass er nicht mit mir gesehen werden wollte.“

Buzzfeed Brasilien hat Leser gebeten, zu erzählen, wie es ist, als Schwarzer innerhalb der schwulen Community mit Rassismus konfrontiert zu sein. Hier sind einige der Antworten, die wir bekommen haben:

BuzzFeed.de
BuzzFeed.de © Victor_tongdee / Getty Images

Die Antworten wurden übersetzt und zur besseren Verständlichkeit bearbeitet.

1. „Ein Ex-Freund hat mir gesagt, er gehe nur Hand in Hand mit mir, um anderen zu zeigen, dass er mit einem attraktiven Schwarzen zusammen ist.“

Ich habe in meinem Freundeskreis festgestellt, dass Weiße oder jene mit hellerer Hautfarbe auf Partys immer von Kerlen angesprochen werden, während ich allein bleibe. Andererseits gibt es das ‚großer Schwanz‘-Klischee … und sogar Fälle wie meinen, als ein Ex-Freund mir gesagt hat, er gehe nur Hand in Hand mit mir, um anderen zu zeigen, dass er mit einem attraktiven Schwarzen zusammen ist – als wäre ich eine Trophäe. In meinen ersten beiden Beziehungen habe ich diese Art von Rassismus nicht verstanden und solche Bemerkungen nur für schlechte Scherze gehalten. —Rodrigo Oliveira, 26 Jahre alt.

2. „Sie haben mich mehrfach zum Analverkehr gezwungen, weil Schwarze angeblich ‚den Schmerz besser ertragen können‘.“

Mancher Weißer sagt, seine Abneigung gegen ‚dunkle Kerle‘ (ein schrecklicher Ausdruck) sei Geschmackssache oder rühre daher, dass deren Schwänze ihm zu groß seien. Einige Freunde haben nur was mit mir angefangen, um mal einen großen Schwanz sehen zu können, oder weil sie dachten, Schwarze wären besser im Bett. Sie haben mit meinen Haaren gespielt und mir ‚Komplimente‘ zu meiner sexuelle Performance gemacht, weil ich schwarz bin. Sie haben mich außerdem mehrfach zu Analverkehr gezwungen, weil Schwarze angeblich ‚den Schmerz besser ertragen können.‘ —Rafael Porto, 25 Jahre alt.

3. „Mit mir hat schon so Mancher wegen meiner Penisgröße geflirtet oder Witze darüber gerissen.“

In Apps versuche ich mit Leuten ins Gespräch zu kommen und werde beleidigt oder blockiert, weil sie, wie sie sagen, Schwarze nicht mögen. Außerdem hat mit mir schon so Mancher wegen meiner Penisgröße geflirtet oder Witze darüber gemacht, weil es diese Vorstellung gibt, dass Schwarze gut bestückt sind, was nicht immer stimmt. Die schwule Community nimmt für sich selbst in Anspruch, für die Gleichberechtigung zu kämpfen, aber in Wahrheit denken alle nur an sich selbst und behandeln diejenigen schlecht, die nicht weiß sind oder der Norm entsprechen. —Rafael, 20 Jahre alt.

4. „Während des Oralverkehrs haben sie ihren Ekel darüber zum Ausdruck gebracht, dass mein Anus schwarz ist.“

Sie sagen, sie fänden mich interessant oder ich sei ‚anders‘. Aber ich bin schon mit drei Kerlen zusammen gewesen, die während des Oralverkehrs ihren Ekel darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass mein Anus schwarz ist. Sie wollten mich nicht mal anfassen. Da ich einen athletischen Körper habe, gehen viele davon aus, dass ich der gut bestückte, aktive Partner bin. Als ob ich nicht auch passiv sein könnte, aber offenbar sind schwule Schwarze nur für ihre großen Schwänze da.

Ich habe bislang nicht einmal eine längere Beziehung aufrechterhalten können, aus genau diesen Gründen. Ich denke, die Vorstellung, die die meisten Schwulen von Beziehungen haben, ist stark von Instagram beeinflusst und amerikanisiert. Einmal wurde mir gesagt, ich solle meine Bauchbehaarung stutzen, weil nach Ansicht dieser Person ‚ein schwarzer Mann mit Körperbehaarung uncool‘ sei. —Leonardo, 19 Jahre alt.

BuzzFeed.de
BuzzFeed.de © Benjavisa / Getty Images

5. „Wenn wir ausgegangen sind, konnte ich spüren, dass er nicht mit mir gesehen werden wollte.“

Mir ist aufgefallen, dass ein Weißer, mit dem ich ausgegangen bin, mir Komplimente für mein ‚exotisches‘ Aussehen gemacht hat und dann überrascht war, weil man sich mit mir tatsächlich auch unterhalten konnte. Das war eine eigenartige Beziehung und nach einer Weile ist mir klar geworden, dass er nur mit mir zusammen blieb, weil mit einem Schwarzen zusammen zu sein etwas Anderes war. Wenn wir zum Beispiel ausgingen, konnte ich spüren, dass er nicht mit mir gesehen werden wollte... Heute weiß ich, dass das Rassismus war.“ —Anonym, 33 Jahre alt.

6. „Obwohl wir dieselbe Hochschule besucht haben, wollte er mich unbedingt als arm und ungebildet fetischisieren.“

Es gab da diesen Weißen, mit dem ich ein paar Mal was hatte. Er hat mich immer wieder gefragt, ob er mich beim Sex ‚großer schwarzer Mann‘ nennen darf. Obwohl wir dieselbe Hochschule besucht haben und derselben sozialen Schicht angehörten, wollte er mich unbedingt als arm und ungebildet fetischisieren. Und wenn ich nicht den dominanten Part übernehmen wollte, wurde er immer wütend, weil das seiner Auffassung nach die Aufgabe des Schwarzen beim Sex ist.

V., 21 Jahre alt.

7. „Ich habe angefangen, meine Haare zu glätten, aber eigentlich hätte ich jemanden gewollt, der für mich einsteht und mich verteidigt.“

„Wieder und wieder habe ich die ‚Er ist einfach nicht mein Typ‘-Ausrede zu hören bekommen. Das habe ich so oft gehört, dass ich schon nicht mehr mitzähle. Aber schwarz zu sein ist keine Frage des Typs, ich habe mir das nicht ausgesucht und kann es auch nicht ändern. Kommunikativ, witzig oder athletisch zu sein ist eine Frage des Typs. Aber schwarz zu sein ist es definitiv nicht. Und wenn ein schwuler Weißer mal mit mir zusammen sein möchte, wird die Beziehung nie publik gemacht; sie wird immer vor Freunden, vor der Familie und in sozialen Netzwerken geheim gehalten. Das passierte offenkundig nicht nur aus Angst vor Homophobie, denn einige von denen hatten sich bereits geoutet.

Jedes Mal, wenn jemand auf mich zukommt, sowohl persönlich als auch in sozialen Netzwerken, lehnen sie einen entweder wegen der Hautfarbe ab oder kommen genau deshalb auf dich zu. Schwule graben mich immer an, indem sie mir Komplimente für mein Äußeres machen, insbesondere für die speziellen Merkmale die auch viele anderen Schwarzen haben. Dazu gehören etwa meine vollen Lippen (ich hasse es, wenn die Leute mir Komplimente für meinen Mund machen; ich bin viel mehr als das), meine Größe oder mein Penis (von dem alle annehmen, er sei riesig). Ich habe den Eindruck, dass die Objektivierung über das Körperliche hinausgeht und sogar das Wesen einbezieht. Mit anderen Worten: Ich MUSS mich wie ein Alpha-Männchen verhalten; wie ein starker, wilder, lüsterner Bad Boy. Wenn du versuchst, das Klischee zu überwinden, wirst du übergangen, ignoriert und zurückgelassen.

Ein Ex-Freund von mir hat gelacht, als seine Kumpels sich über meine Haare lustig gemacht haben. Erst dachte ich, das wäre okay und habe das Spiel mitgespielt. Doch dann habe ich gemerkt, dass es mich verletzt. Und deshalb habe ich angefangen, mir die Haare zu glätten. Aber eigentlich hätte ich jemanden gewollt, der für mich einsteht und mich verteidigt.“ —Bruno Barroso, 24 Jahre alt.

8. „Wenn du in den Spiegel schaust und siehst, dass deine Nase und dein Gesicht nicht der Norm entsprechen, gewinnst du den Eindruck, du seist fehl am Platz.“

Ich habe schon oft festgestellt, dass ich, weil ich schwarz und schwul bin, für exotisch gehalten werde, aber nie für attraktiv. Und das ist der Grund, aus dem ich mich mit weißen Männern verglichen und mich gefragt habe, wieso ich nicht so bin wie sie. Oft dachte ich mir, wie viel leichter alles wäre, wenn ich eine etwas hellere Hautfarbe hätte. Das ist sehr schmerzhaft, denn schwul sein ist schon schwierig genug. Und wenn du in den Spiegel schaust und siehst, dass deine Nase und dein Gesicht nicht der Norm entsprechen, gewinnst du den Eindruck, die Lücke nicht füllen zu können; fehl am Platz zu sein.

Ich tanze wahnsinnig gerne. Ich war schon immer extrovertiert, seit ich klein war. Wo immer ich tanzen gehe, sehe ich stets Kerle, die mich anschauen, aber immer wenn ich mich zu der Gruppe geselle oder mit einem von ihnen etwas auf Tuchfühlung gehen möchte, sagen sie mir immer: ‚Du bist nicht mein Typ.‘ Das kann ich zwar verstehen, aber es schmerzt doch sehr.‘ —Pedro Silva, 17 Jahre alt.

BuzzFeed.de
BuzzFeed.de © Jdawnink / Getty Images

9. „Einen Tag vor unserem Treffen habe ich ihm gesagt, dass ich schwarz bin, woraufhin er meinte, er fände mich nicht attraktiv.“

Früher, als Online-Chats beliebt waren, habe ich mich in einen Kerl verguckt. Wir haben einander viele Nachrichten geschickt und immer miteinander telefoniert, jedoch gab es noch keine Digitalkameras. Einen Tag vor unserem Treffen habe ich ihm gesagt, dass ich schwarz bin, woraufhin er meinte, er fände mich nicht attraktiv. Wir haben uns getroffen und er ist total auf Abstand gegangen. Es ist eigenartig, wie sehr die weiße Norm den Standard für Viele in der schwulen Community bildet. Wenn du aus welchem Grund auch immer weit von diesem Standard abweichst, wirst du von vielen Gruppen abgeschrieben. Das ist anstrengend. —Anonym, 34 Jahre alt.

10. „Er sagte zu mir: ‚Ich mag keine schwarzen Männer. Ich kann Schwarze insgesamt nicht ausstehen.‘ “

Ich war mal auf einer Party mit zwei Pärchen und einem Freund von ihnen. Meine Freunde haben angefangen, mir und dem anderen Kerl Hinweise zu geben, damit wir miteinander ins Gespräch kommen und uns kennenlernen konnten, denn wir waren beide Single. Ich hatte schon ein gewisses Interesse entwickelt, schließlich war er wirklich gutaussehend. Er hat jedoch komplett dichtgemacht und wollte überhaupt nicht mit mir reden. Ich habe ihn also gefragt, wieso und er meinte zu mir: ‚Ich mag keine schwarzen Männer. Ich kann Schwarze insgesamt nicht ausstehen.‘ Ich war sehr traurig und verletzt und habe die Party so schnell ich konnte verlassen. Zu Hause habe ich sehr geweint.“ —Yago, 23 Jahre alt.

11. „Ich war mit einem weißen Kerl zusammen, der nur heimlich oder nach Partys mit mir ausging“.

„Die meisten Typen gehen nur heimlich mit mir aus. Sie stellen mich nie ihren Freunden vor und nehmen mich nicht mit in die Öffentlichkeit (ins Kino oder Café zum Beispiel). Ich werde immer nur an geheime Orte eingeladen, mit der alleinigen Absicht, Sex zu haben. Jedes Mal, wenn wir Sex haben, kommt es mir vor, als benutze mich der Kerl für seinen Fetisch, um mich danach wieder fallen zu lassen.

Als ich 19 war, war ich mit einem Weißen zusammen, der sich nur heimlich oder nach Partys mit mir abgab. Ich habe mir etwas vorgemacht und gedacht, dass aus der Beziehung mit ihm noch was werden könnte, aber bei einer Veranstaltung hat er mir den Korb gegeben, um mit einem Weißen auszugehen. Ich war wirklich wütend und habe ihn zur Rede gestellt. Da hat er mir ins Gesicht gesagt, dass er ‚niemals mit einem Schwarzen zusammen sein könnte‘. —Eziquiel, 28 Jahre alt.

false

Dieser Beitrag wurde aus dem Portugiesischen übersetzt.

Auch interessant

Kommentare