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G20: 11 Dinge, über die man in ganz Hamburg den Kopf schüttelt

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Ausnahmezustand. AUS–NAH–ME–ZU–STAND!

1. Obdachlose sollen für einige Wochen die Stadt verlassen

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G20 soll auch die Armut in der Welt bekämpfen. Obdachlose passen da nicht gut ins Bild, das ist klar. Damit die real existierende Armut also nicht stört, haben die Hamburger Behörden den Obdachlosen schon vor Tagen geraten: “Geht für ein paar Wochen in eine andere Stadt”.

2. Hamburger Schüler können während G20 zuhause bleiben.

Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg. Sagen auch die G20. Für die Hamburger Schüler aber bringt der Gipfel aber womöglich nicht wirklich bessere Aufstiegschancen: Eltern können ihre Kinder während des Gipfels von der Schule abmelden - die Schulen sollen das großzügig mitmachen, so die offizielle Anweisung.

3. Wer in der Innenstadt arbeitet, sollte Home Office machen.

Auch, wer in der Innenstadt arbeiten, könnte klug beraten sein, "Home Office" einzulegen. Der Großkonzern Beiersdorf jedenfalls hat schon angekündigt: wir arbeiten von zu Hause.

Auch die Gewerkschaften haben schon aufgerufen: wenn es um Urlaubsanträge, Heimarbeit oder früheren Feierabend geht, sollen Chefs bitte nicht allzu streng sein.

4. Donald Trump hat offenbar kein Hotel in Hamburg gefunden.

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Er ist der mächtigste Mann der Welt. Ihm gehören 15 Luxushotels weltweit. Aber zu G20 hat sich Donald Trump offenbar nicht rechtzeitig um ein Hotel gekümmert. Auch wenn das offiziell natürlich niemand bestätigen will.

Zwischenzeitlich hieß es sogar, Trump müsse in Berlin schlafen. So wie es jetzt aussieht, kann er doch in Hamburg bleiben: im Gästehaus des Senats.

5. Ein vier Millionen Euro teurer Spezial-Knast für zwei Tage.

Insgesamt kostet der Gipfel 130 Millionen Euro. Vier Millionen davon flossen in eine extra für den Gipfel errichtete "Zentrale Gefangenensammelstelle". Die soll all jene beherbergen, die gefährlich sind oder von Beamten dafür gehalten werden. In einem ehemaligen Großmarkt in Harburg wurde dafür eine Art Kurzzeit-Knast hochgezogen: mit allem, was dazugehört. Stacheldraht. Zellen. Räumen für Anwälte. Spezielle Gerichtssäle. Und 140 Staatsanwälten, die dort im Dienst sind.

Bis zu 400 Leute passen rein. Besonders schön aber werden die es dort nicht haben: Laut einer Anfrage der Linken haben die Demonstranten da gerade einmal neun Quadratmeter Platz – zu fünft. 1,8 Quadratmeter pro Kopf. Die Verordnung zum Halten von Schweinen in Deutschland schreibt übrigens zwischen 1,5 und 2,5 Quadratmeter vor – pro Sau.

6. Die Bundeswehr legt im Hamburger Hafen an.

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Angeblich sollte zum Gipfel extra ein Kriegsschiff nach Hamburg verlegt werden: "Wie "Focus" erfahren hat, soll das Marineschiff unter einem Vorwand in Hamburg einlaufen. Um eine Debatte über den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu vermeiden, soll das Schiff offiziell wegen fehlender Ersatzteile im Hafen liegen. FOCUS-Informationen zufolge wurden die Soldaten außerdem angewiesen, Zivilkleidung zu tragen."

Schade nur, dass "Focus" da irgendwie Unfug erfahren hat. Thomas Wiegold von "Augen geradeaus!" hat nämlich mal nachgefragt: und Schwups wird aus dem Schiff ein Boot, und ein ziemlich unbedrohliches noch dazu: ein kleines Landungsboot namens "Lachs". Die Bundeswehr wird dennoch unterstützen, zum Beispiel mit einer Unterwasserdrohne, medizinischem Personal und eventuell auch mit einem Hubschrauber, berichtet das Watch-Blog.

7. Vier Meter hohe mobile Schutzwände für die Polizei.

Wo eine große Menschenmenge in Zaum gehalten werden muss, wird's teuer. Es braucht jede Menge Beamte, mitunter müssen Pferde, Hunde, Wasserwerfer oder sogar Spezialkräfte die Polizeiketten unterstützen.

Wie gut, dass die Franzosen da aushelfen: sie leihen unserer Polizei mobile Schutzwände! Die sind vier Meter hoch, lassen sich durch die Gegend rollen und wo immer nötig, klappt man sie einfach aus. Und dann heißt es für die Demo: kein Durchkommen mehr.

8. Während G20 fahren in der Stadt keine Busse.

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Wenn die Menschen nicht ins Büro kommen und die Schüler nicht in die Schule, dann lässt man die Busse auch gleich im Depot.

"Wir empfehlen, die Innenstadt während des G20-Gipfels nicht aufzusuchen, wenn es nicht erforderlich ist", so Christoph Kreienbaum, der Sprecher der "Hochbahn". Wer doch will, solle S-Bahn oder U-Bahn benutzen.

Ein Plakat, wonach während des Gipfels alle öffentlichen Verkehrsmittel in Hamburg ohne Fahrschein benutzt werden dürfen, stellte sich übrigens als Fake heraus.

9. Die Polizei? Die beschlagnahmte elf Zelte – mit Pfefferspray.

Dass ein solcher Großeinsatz auch für die Beamten nicht ganz einfach ist, ist klar. Stundenlang herumstehen, schwere Ausrüstung, mittelmäßiges Essen – und immer wieder brenzlige Situationen. Doch was die Einsatzführung betrifft, haben viele schon Tage vor dem Gipfel den Eindruck: da liegen Nerven blank.

So wollte die Hamburger Polizei ein Protestcamp erst gar nicht zulassen. Dann doch, aber nur, wenn dort niemand duscht oder schläft. Und als ein Gericht das Camp schließlich erlaubte, wurden die Leute trotzdem stundenlang nicht auf das Gelände gelassen. Mitten in der Nacht wurde dann nochmal eingegriffen, mit hunderten Beamten und Pfefferspray – um elf Zelte sicherzustellen. Elf Zelte!

10. Sogar Polizisten kritisieren den Aufwand für G20.

Die Polizei selbst redet naturgemäß nicht viel. Doch bei 15.000 Beamten kann man sich einigermaßen sicher sein: nicht alle finden G20 gut.

So ist bereits ein Schreiben aufgetaucht, das ein offener Brief eines Polizeibeamten sein soll – und dass den Einsatz und den Gipfel harsch kritisiert.

"(...) Eine komplette Stadt wird lahmgelegt, damit Sie, liebe Staatschefs, Ihre Partner und Freunde, drei schöne Tage in der Hansestadt Hamburg verbringen. In meiner Ausbildung habe ich mal etwas über “Erforderlichkeit” und “Verhältnismäßigkeit” gelernt, nach deren Vorhandensein polizeiliche Maßnahmen geprüft werden sollen.

Verraten Sie mir, welchen Durchbruch erwarten Sie auf Ihrer kleinen Klassenfahrt, dass man tausende Bürger in ihren Grundrechten einschränkt, Gewerbetreibenden finanzielle Einbußen zumutet und hunderte Menschen zeitweise in ihren Wohnungen einsperrt? Wie kommen sie darauf, die Grundrechtseingriffe und Maßnahmen, die sie den Bürgern zumuten und durchsetzen lassen, seien irgendwie verhältnismäßig, erforderlich oder sinnvoll? (...)

Ich wünsche aber auch den Menschen, die zum Protest nach Hamburg kommen, ein gutes Gelingen. Ich hoffe, dass nicht Gewalt und Krawall die Nachrichten bestimmen, sondern dass die mit Sicherheit vielfältigen friedlichen Proteste wahrgenommen werden."

Auch die Frage, wie hart die Polizei vorgehen soll, wird immer wieder diskutiert – und das durchaus auch in den Reihen der Beamten selbst.

11. Und die Hamburger? Die hauen einfach ab.

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Ein Drittel der Hamburger will sich das alles einer Umfrage zufolge gar nicht erst antun – und direkt abhauen. Das sind mal eben etwa 600.000 Menschen, welche die Stadt verlassen.

Für manche könnte sich das auch noch lohnen: sucht man bei Airbnb nach einer Schlafgelegenheit am G20-Wochenende, sind nur noch 16% aller angebotenen Unterkünfte verfügbar.

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