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Die „Titanic“ hat BILD gefälschte Mails des Juso-Chefs untergejubelt (sagt die Titanic)

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Angeblich gibt es geheime Mails von Juso-Chef Kevin Kühnert mit einem russischen Troll. Jetzt sagt das Satiremagazin „Titanic“: das waren wir - und die BILD hat's gekauft.

UPDATE: BILD räumt Fehler ein

21.02.2018, 19:21

Die BILD-Zeitung hat eingeräumt, im vorliegenden Fall Fehler gemacht zu haben.

Das Satiremagazin „Titanic“ hat der BILD-Zeitung gefälschte Mails von Juso-Chef Kevin Kühnert untergejubelt – und BILD hat darüber berichtet. Das schreibt die „Titanic“ jetzt auf ihrer Webseite.

Die BILD hatte am 15. Februar zwei Artikel veröffentlicht, wonach Kevin Kühnert das Angebot eines angeblichen russischen Trolls angenommen haben soll. Der soll „Juri“ heißen und war angeblich für 5.000 Euro von Kühnert beauftragt worden, im Netz Stimmung für die „NoGroKo“-Kampagne zu machen.

Der Mailverkehr dazu sei dann der BILD von einem Informanten angeboten worden:

BuzzFeed.de © BILD / Filipp Piatov / Via bild.de (Bild Plus)

Im Netz und in anderen Redaktionen stieß die Angelegenheit auf große Skepsis.

Kevin Kühnert selbst hatte erklärt: Die angeblich benutzte Mailadresse „kevin.kuehnert@jusos.de“ könne gar keine Mails versenden, nur empfangen. Der kritisierte BILD-Redakteur aber widersprach den Kritikern:

Unter der Überschrift „Experten werten Daten aus“ und mit der Ankündigung „Neue Erkenntnisse in der E-Mail-Affäre um Juso-Chef Kevin Kühnert“ legte die BILD wenige Tage nach und zitierte Timo Kob, einen Wiener „Cyber-Security-Professor“:

Die angeblichen „Experten“, die Daten ausgewertet haben wollen, entpuppen sich als ein einzelner Informatiker einer Wiener Fachhochschule. © BILD / Filipp Piatov / Via bild.de

Diese wenigen Zeilen genügten, um den BILD-Chef selbst zum Urteil zu bewegen, das Ganze sei „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ echt:

#miomiogate – Wie die „TITANIC“ ins Spiel kommt

Heute nun meldete sich das Satiremagazin „Titanic“ zu Wort und gibt an die Mails versendet zu haben. Die Mails habe die „Titanic“ selbst geschrieben, der BILD angeboten, und dort habe man nach „zwei, drei Anrufen“ direkt zugegriffen:

BuzzFeed.de © Titanic / Via titanic-magazin.de

BuzzFeed News hat bei der „Titanic“ nachgefragt, ob es sich bei der Aktion selbst wiederum um Satire handelt: „Das ist genau so geschehen. Dafür kann ich mich verbürgen“, sagt Moritz Hürtgen von der „Titanic“.

„Das ist alles echt!“, so Hürtgen weiter. BuzzFeed News hat auch nach weiteren Screenshots gefragt, die den Mailverkehr mit der BILD belegen. Die gäbe es, doch sei man ein Print-Magazin und darauf angewiesen, sie selbst drucken zu können, statt sie frei ins Netz zu geben. Er selbst sei in der BILD-Redaktion gewesen und habe sich als anonymer Informant ausgegeben.

Dem zitierten „Cyber-Security-Professor“ jedenfalls sei man dankbar, denn der habe sich „zum Satiriker gemacht, ohne unser Zutun“.

Timo Kob erklärte gegenüber BuzzFeed News, er wolle der BILD keinen Vorwurf machen. Er habe in der Einschätzung mehrere Prämissen genannt, unter denen seine Einschätzung gelten könne. Vieles von dem finde sich nun nicht im Text wieder, aber das sei "eben die Krux, wenn Experten mit Laien reden".

Mate mit Ingwergeschmack als „Beweis“?

Im Netz macht das Ganze jetzt unter dem Hashtag „Miomiogate“ Wellen. Der Grund: der angebliche Troll soll sich in den gefälschten Mails Kühnerts Vertrauen damit erschlichen haben, dass er das Lieblingsgetränk eines gemeinsamen Bekannten nennen konnte - „MioMio Mate Ginger“.

BuzzFeed.de © Screenshot / Titanic / Via titanic-magazin.de

Der Juso-Chef selbst unterdessen scheint sich zu freuen. Kevin Kühnert twitterte nach der „Titanic“-Veröffentlichung:

BuzzFeed News hat mit dem Leiter des BILD Parlamentsbüros telefoniert, wo man „mit der ganzen Sache gar nicht vertraut“ war. In der Politik-Redaktion der BILD hieß es, man wolle sich zurückmelden – was bislang nicht geschehen ist.

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