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Dieses Dokument soll VW-Mitarbeitern dabei helfen, den Diesel-Skandal zu verteidigen

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Neues im Abgas-Skandal: Nun sollen die VW-Mitarbeiter Argumente für den Diesel verbreiten.

Volkswagen geht in der Abgasaffäre in die Gegenoffensive. Der Konzern hat auf einer neuen Webseite für die interne Kommunikation eine Broschüre mit dem Namen "Fakten-Check Diesel" veröffentlicht. Die soll Mitarbeitern Argumente an die Hand geben, um Volkswagen zu verteidigen und den Ruf des Konzerns vor weiterem Schaden zu bewahren.

Am heutigen Mittwoch hat der Konzern nach Informationen von BuzzFeed News einen Newsletter an 11.000 VW-Mitarbeiter verschickt. In diesem Newsletter werden die Mitarbeiter auf die Seite "together.volkswagenag.com" hingewiesen: "Neue Zeiten, bessere Kommunikation: Themen und News aus dem Volkswagen Konzern sind ab sofort unter together.volkswagenag.com erreichbar" heißt es darin.

Einer der zentralen Punkte auf der Seite: Argumente für den Diesel. Und Motivation für die Mitarbeiter, auch selbst für den Diesel zu streiten:

"Sie sehen: Es gibt gute Argumente für den Diesel. Und es gibt gute Argumente dafür, sich der Diskussion zu stellen. Wir alle können dazu beitragen, die Debatte um die Zukunft des Diesels und unserer Industrie zu versachlichen", schreibt der Konzern.

BuzzFeed.de © Aus der Broschüre "Fakten-Check Diesel" der Volkswagen Konzernkommunikation / Via together.volkswagenag.com

Volkswagens Argumente pro Diesel

In der von der Konzernkommunikation erstellten Broschüre versucht Volkswagen, den Einfluss von Auto-Schadstoffen auf den Klimawandel zu relativieren.

Dass der Anteil der Stickoxide im Straßenverkehr ohne die Abgas-Schummelei der Autobauer wohl noch deutlich niedriger wäre, verschweigt die Broschüre. Ebenso unterschlägt VW die Tatsache, dass Kreuzfahrtkunden oder Kaminbesitzern, anders als Autokäufern, ihre Produkte nicht mit dem Versprechen verkauft wurden, sie seien umweltfreundlich.

Unter Punkt vier heißt es dann in der Broschüre:

Der Diesel ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung, wenn es ums Klima geht.

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Eine Formulierung, mit der Matthias Wissmann, der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), schon seit Februar 2016 unterwegs ist. Vorher war Wissmann als CDU-Politiker unter anderem auch Bundesverkehrsminister.

Auch auf den Diesel-Gipfel verweist die Broschüre: eine Veranstaltung, die von vielen Beobachtern als "Minimal-Kompromiss" bezeichnet wurde. Entschädigungen für die Käufer gibt es nicht, lediglich sogenannte "Software-Nachrüstungen" - welche mit der Vokabel Nachrüstung allerdings verschleiern, dass die dann erreichten Abgaswerte das Auto lediglich auf den ursprünglich versprochenen Wert bringen.

Mitarbeiter gegen Image-Schaden

Die Veröffentlichung des PR-Papiers kommt zu einer Zeit, in der in Deutschland auch über Fahrverbote diskutiert wird. Viele Städte halten die Klimaschutzvorgaben der EU nicht ein. Diesel-Fahrzeugen wird eine Mitschuld daran gegeben.

Das Dokument trägt den Namen "170904_Volkswagen_Diesel_Flyer_digital_GER.pdf". Es scheint also am 4. September fertiggestellt worden zu sein - ziemlich genau einen Monat nach dem "Diesel-Gipfel".

Auch eine englischsprachige Version der Seite ist in Vorbereitung: ändert man das "de" in der Adresse http://together.volkswagenag.com/de in ein "en", öffnet sich ein entsprechendes Pfadverzeichnis:

BuzzFeed.de © Volkswagen AG / Via together.volkswagenag.com

BuzzFeed News hat auch Volkswagen gefragt, warum der Konzern nun eine interne Argumentationshilfe für seine Mitarbeiter erstellt und was das Projekt gekostet hat. Einer Sprecherin zufolge wolle man damit interne Kommunikation für die Mitarbeiter weltweit zugänglich machen. "Der „Fakten-Check Diesel“ wurde völlig unabhängig von dieser Plattform erstellt. Beim „Fakten-Check“ handelt es sich um ein Format, das wir künftig zu verschiedenen Themenschwerpunkten anbieten", so die Sprecherin weiter. Auf die Frage nach den Kosten schrieb uns VW: "Den „Fakten-Check Diesel“ haben wir intern erstellt."

Das gesamte Dokument aus der VW-Konzernkommunikation

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