Diese Rettungssanitäterin berichtet, was für fürchterliche Unfälle bei zu hoher Geschwindigkeit passieren
„Ich habe viele Jahre damit verbracht, wie es ist, wenn diese Freiheit bei 230km/h endet. Und das sieht einfach nicht sehr schön aus“
Wenn du Marie Sophie so begegnest, steckst du wahrscheinlich gerade in der Klemme. Die Rettungssanitäterin war rund 10 Jahre im Krankenwagen oder in Notaufnahmen rund um Berlin unterwegs und hat Unfälle und Verletzungen gesehen, die wir uns wohl nicht mal ausdenken können.
Beim Thema Tempolimit musste Marie Sophie sich einschalten. Sie schrieb auf Twitter, was für erschütternde Unfälle mit überhöhter Geschwindigkeit sie erlebte. „Ich habe keinen Einzigen vergessen“ schreibt sie in einem Tweet.
Mit ihrem Tweet schreibt sie eine Antwort auf diesen Text von Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt. Er twitterte einen von ihm geschriebenen Essay aus dem Jahr 2013. Er beginnt mit dem Satz: „Die Autobahn symbolisiert einen Raum maximaler Freiheit.“
Dann beginnt Marie Sophie von vier Unfällen zu erzählen, die sie im Laufe der letzten Jahre erlebte. Zunächst schreibt sie über diesen Unfall, bei dem sie ins Wrack klettern musste.
Dann erzählt sie von einer jungen Frau, die völlig unbeteiligt Opfer eines solchen Unfalls wurde.
Im dritten Fall geht es um einen befreundeten Notarzt von ihr, der an einer Unfallstelle von einem Auto mit hoher Geschwindigkeit erfasst wurde.
Und schließlich der Unfall bei einem illegalen Straßenrennen.
„Ich habe viele Jahre damit verbracht, wie es ist, wenn diese Freiheit bei 230km/h endet. Und das sieht einfach nicht sehr schön aus“ sagt Marie Sophie gegenüber BuzzFeed News. Auf Twitter fuhr sie mit diesem Tweet fort:
Marie Sophie sagt gegenüber BuzzFeed News, dass sie sich wünschen würde, dass Ulf Poschardt noch etwas mehr zur Diskussion beiträgt, außer diesen Tweet, den Marie Sophie als Antwort auf ihre Geschichten liest und zynisch findet.
Auf Twitter bekommt Marie Sophie für ihre Tweets viel Zuspruch.
Leute teilen ihre Geschichten und schreiben dazu, wie relevant und gleichzeitig unbequem sie sind.
„Ich wünsche mir, dass das Leben jedes Einzelnen zählt und nicht nur die Freiheit derjenigen, die glauben, man solle sie mit 230km/h auf der Autobahn ausleben.“
Die Rettungssanitäterin kritisiert den Welt-Chefredakteur scharf für seine Haltung, dass Fahren mit hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn für ihn Freiheit bedeute. Vor allem die Fälle, bei denen Menschen aus Zufall in solche Unfälle verwickelt und plötzlich zu Opfern werden, gehen ihr zu Herzen, sagt sie.
„Ich frage mich, ob Herr Poschardt mal die Eltern anrufen will, während ihre Tochter im weißen Leichensack abgeholt wird.“
Marie Sophie betont, was für eine psychische Belastung die Rettungsarbeit für Sanitäter/innen und Feuerwehrmänner und -frauen ist.
„Das sind Erfahrungen, die man nie vergisst.“
Inzwischen arbeitet Marie Sophie nicht mehr als Rettungssanitäterin.
Den kompletten Thread von Marie Sophie mit allen Reaktionen kannst du auf Twitter nachlesen.
BuzzFeed News hat Ulf Poschardt per Twitter DM um einen Kommentar gebeten, er möchte seinen Tweets und Texten aber nichts hinzufügen.
UPDATE
20.12.2018, 10:17
In einer vorherigen Version des Textes haben wir Marie Sophie an zwei Stellen fälschlicherweise als Rettungsassistentin bezeichnet. Sie war aber Rettungssanitäterin. Wir haben den Fehler korrigiert.
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