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So können sexuelle Übergriffe offenbar die Gesundheit von Frauen nachhaltig schädigen

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Eine Studie zeigt die langfristigen gesundheitlichen Folgen von sexuellen Übergriffen und Belästigung auf.

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Frauen im mittleren Alter, die sexuelle Übergriffe oder Belästigungen erlebt haben, sind laut neuen Forschungsergebnissen einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Schlaflosigkeit und depressiven Symptomen ausgesetzt.

Laut einer kürzlich im JAMA Internal Medicine publizierten Studie können sexuelle Übergriffe und Belästigungen lang anhaltende Traumata auslösen. Auch im höheren Lebensalter sollen solche Erfahrungen die Gesundheit negativ beeinflussen können.

Erhöhte Blutdruckwerte, schlechter Schlaf und Depressionen sind nur einige der gesundheitlichen Probleme, die bei Frauen im mittleren Alter mit Erfahrungen sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe auftreten.

Die Studie erschien zu dem Zeitpunkt, als sich Schlagzeilen um Christine Blasey Ford drehten. Die Professorin hatte den neuen Supreme Court-Richter Brett Kavanaugh des sexuellen Übergriffs bezichtigt. Bei Anhörungen vor dem Justizausschuss des Senats sagte Ford (53) aus, Kavanaugh habe sie 1982 auf einer Party sexuell belästigt.

Die Studie, die von einem Team an der Universität Pittsburgh durchgeführt wurde, umfasste 304 nicht rauchende Frauen zwischen 40 und 60 Jahren. Unter den Teilnehmerinnen berichteten 19 Prozent von Erfahrungen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und 22 Prozent von sexuellen Übergriffen.

Das Bundesministerium für Famile, Senioren, Frauen und Jugend hat 2004 eine repräsentative Untersuchung durchgeführt. Laut dieser haben 22 Prozent aller befragten Frauen seit dem 16. Lebensjahr Situationen sexueller Belästigung in Arbeit, Schule oder Ausbildung mindestens einmal erlebt - überwiegend durch Männer.

Der Studie zufolge haben „27 Prozent aller befragten Frauen und knapp die Hälfte (49 Prozent) derjenigen, die von sexueller Belästigung betroffen waren, Situationen von sexueller Belästigung erlebt, in denen sie sich ernsthaft bedroht fühlten oder Angst um ihre persönliche Sicherheit hatten.“

Jede vierte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihre*n Partner*in.

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Die Forscher der aktuellen Studie der Universität Pittsburgh haben den Blutdruck der Teilnehmerinnen gemessen und anhand ihrer Krankengeschichten Herzgesundheit, Schlafqualität und Stimmung beurteilt.

„Wir wissen, dass Stress für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems ein bedeutender Faktor ist und dass sexuelle Belästigungen und Übergriffe für Frauen erhebliche Stressfaktoren darstellen. Wir wollten die Bedeutung dieser Erfahrungen besser verstehen", so Rebecca C. Thurston, Professorin für Psychiatrie an der Universität Pittsburgh und Autorin der Studie, gegenüber BuzzFeed News.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Frauen, die sexuelle Belästigungen erlebt hatten, höhere Blutdruckwerte und signifikant schlechteren Schlaf haben als jene ohne. Belästigungen werden mit einer höheren Anfälligkeit für Bluthochdruck und klinische Schlaflosigkeit assoziiert. Weiterhin waren Frauen, die einen sexuellen Übergriff erfahren hatten, signifikant anfälliger für depressive Symptome, Angstzustände und eine geringere Schlafqualität.

Erhöhte Blutdruckwerte sind ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die hauptsächliche Todesursache bei Frauen. Unter Frauen mittleren Alters sind sie ein Anzeichen dafür, dass sich solche Krankheiten später im Leben entwickeln, erklären die Autor*innen in der Studie.

„Es gibt mehrere potentielle Möglichkeiten, darunter mögliche negative Auswirkungen auf das Nervensystem und den Hormonhaushalt, die die Gesundheit beeinträchtigen können“, erklärt Thurston über emotionale Traumata durch sexuelle Übergriffe und wie sie den Körper beeinflussen können.

Zusätzlich zu diesen langzeitlichen Gesundheitsfolgen fanden die Wissenschaftler heraus, dass jüngere Frauen oder solche, die in unsicheren Arbeitsverhältnissen stehen, mit höherer Wahrscheinlichkeit belästigt werden. Außerdem kann finanzieller Druck eine Frau daran hindern, eine missbräuchliche Arbeitssituation verlassen.

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Laut den Autor*innen der Studie könnte der Diskurs über sexuelle Belästigung und Übergriffe sowie deren Verbreitung Frauen entscheidend bei der „Gesundheitsförderung und Vorbeugung gegen Krankheiten“ helfen.

Thurston empfiehlt Ärzten, anzuerkennen, dass diese Erfahrungen Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Patientinnen haben.

Sie sagt: „Befragen Sie Frauen zu ihren Erfahrungen und halten Sie Adressen für Facharzt-Überweisungen bereit, um angemessene Hilfeleistung, Versorgung und Beratung zu ermöglichen.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

UPDATE

17.10.2018, 12:58

Im Titel dieses Beitrags wurde nachträglich das Wort "angeblich" gegen "offenbar" getauscht.

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