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Kann es sein, dass du Endometriose hast? Alles, was du über die schmerzhafte Krankheit wissen musst

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Das Problem betrifft 176 Millionen Menschen auf der ganzen Welt!

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Bestimmt hast du schon von Endometriose gehört, einer häufigen Krankheit, die 176 Millionen(!) Menschen auf der ganzen Welt betrifft. Aber könntest du sie einem Freund beschreiben? Noch wichtiger: würdest du erkennen, wenn du darunter leidest?

Laut Dr. med. Kathy Huang, Leiterin des Endometriose-Zentrums des New York University Langone Health, leben zahlreiche Menschen jahrelang mit der schmerzhaften Krankheit, bevor die Diagnose gestellt wird. In diesem Artikel erklären wir, warum das so ist und was du sonst über Endometriose wissen musst.

Was genau ist Endometriose?

Endometriose bezeichnet das Wachstum von Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut sehr ähnelt, auch Endometrium genannt, außerhalb der Gebärmutter. Obwohl diese Schleimhaut am häufigsten in naheliegenden Bereichen wächst — wie den Eileitern, Eierstöcken oder der Beckenhöhle — ist es nicht unmöglich, dass sie auch in andere Körperregionen wandert.

„Dieses Gewebe kann wirklich überall auftreten,“ sagt Dr. Huang. „Es kann in der Brust wachsen, im Darm, in der Niere, überall.“

Das Endometrium-ähnliche Gewebe, das anderswo im Körper wächst, verhält sich wie normales endometriales Gewebe. Das bedeutet, dass es während jeder Periode blutet. Diese Blutung resultiert in inneren Vernarbungen, wodurch Gewebe und Organe mit der Zeit verkleben können. Diese Endometrioseherde können also – obwohl sie als gutartig kategorisiert werden – metastasieren und bleibende Schäden an Organen verursachen.

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Wodurch wird Endometriose verursacht?

Obwohl die genaue Ursache von Endometriose unbekannt ist, ist die gängigste Theorie, dass die Störung auf etwas namens retrograde Menstruation zurückzuführen ist, was im Grunde genau das ist, wonach es sich anhört. „Retrograde Menstruation bedeutet, dass das Menstruationsblut in den Körper hineinfließt und dort verbleibt“, erklärt Dr. Huang. Dieses Blut enthält endometriale Zellen, die sich dann auf den Unterleibsorganen festsetzen (oder eben in andere Bereiche des Körpers wandern) und dort mit jedem Zyklus weiterwachsen — und bluten.

Gut zu wissen: Retrograde Menstruation ist eigentlich ziemlich häufig. Das passiert bei den meisten Menstruierenden zu einem gewissen Grad, aber nicht alle bekommen deshalb Endometriose.

Also, wer bekommt Endometriose?

Es gibt eine Handvoll Risikofaktoren für Endometriose. Dazu gehören eine frühe erste Periode, kein Kind geboren zu haben, erhöhte Östrogenwerte und nahe Verwandte (sehr oft Mutter oder Schwestern), die die Krankheit ebenfalls haben.

Da Endometriose eine Krankheit ist, die auf Hormone reagiert, tritt sie nur bei menstruierenden Menschen auf. „Bei Erreichen der Menopause, also der Wechseljahre, sollte die Endometriose nicht mehr aktiv sein, da die Zellen nicht mehr auf Hormone ansprechen,“ sagt Dr. Huang. „Die einzige Ausnahme während der Menopause besteht in der Zuführung von Hormonen von außen.“

Was sind die häufigsten Symptome von Endometriose?

Unterleibsschmerzen stehen ganz oben auf der Liste. Schmerzen beim Sex, beim Wasserlassen und beim Stuhlgang sind ebenfalls häufig, wenn die Endometriose Scheidenwand, Blase oder Darm betrifft.

„Als erstes frage ich die Patient*innen immer, ob sie Schmerzen während der Periode haben,“ sagt Dr. Huang. „Ich frage auch, ob sie Schmerzen haben, wenn sie nicht ihre Periode haben. Die nächste Frage ist, ob sie Schmerzen beim Verkehr, beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang haben. Je öfter sie ,ja‘ sagen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie Endometriose haben.“

Ebenfalls frustrierend: Endometriose kann die Empfängnis erschweren, obwohl die Fachleute noch nicht genau wissen, auf welche Weise die Krankheit zu Unfruchtbarkeit führt.

„Wenn die Endometriose beispielsweise beide Eileiter blockiert, benötigt die Patientin IVF (In-vitro-Fertilisation; die Befruchtung im Glas),“ sagt Dr. Huang. „In der Regel sagen wir, dass Endometriose es den Patientinnen schwerer macht, schwanger zu werden, aber nicht unmöglich.“

Wie wird Endometriose diagnostiziert und behandelt?

„Die Anamnese ist wegweisend, wenn es darum geht, Endometriose festzustellen.“, so Prof. Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriose- und Myomzentrum der Berliner Charité. “Mithilfe eines Ultraschalls lässt sich die Gebärmutter sehr gut untersuchen. Zum Beispiel kann man so beurteilen, ob Gebärmuttermuskulatur oder Darm betroffen sind, und Zysten an den Eierstöcken erkennen. Für gezielte Fragen eignet sich unter Umständen auch eine MRT.“

Endometrioseherde am Bauchfell werden im Ultraschallbild jedoch nicht dargestellt.„Mit dem Ultraschall lässt sich Endometriose also weder komplett ausschließen, noch komplett beweisen.“

Die endgültige Diagnosebestätigung erfordert eine Laparoskopie, so Mechsner. Der Eingriff müsse allerdings, wenn eine schwere Endometriose ausgeschlossen ist, nicht zwingend sofort durchgeführt werden. Zunächst sollten die Schmerzen behandelt werden. Funktioniert das nicht, können Endometrioseherde mithilfe der Laparoskopie entfernt werden.

Patient*innen werden in der Regel mehrere Behandlungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Bei leichten Schmerzen können freiverkäufliche Schmerzmittel Linderung bringen. Hormonelle Kontrazeptiva wie die Pille und Scheidenringe können ebenfalls dazu beitragen, die Hormone zu regulieren, die das Wachstum des Gewebes und den damit verbunden Schmerz bremsen.

„Das Problem dabei ist, dass viele Endometriose-Patient*innen schwanger werden wollen. Daher können wir ihnen nicht die Pille verschreiben,“ sagt Dr. Huang. „Milde Schmerzen würde ich zunächst mit Medikamenten behandeln und dann gegebenenfalls operieren.“

Wie eine Endometriose-Operation abläuft? „Im Grunde wird die Endometriose herausgeschnitten und die gesamte Läsion entfernt“, erklärt Dr. Huang. Die Ärzte und Ärztinnen sorgen dafür, dass Gebärmutter und Eierstöcke bei allen, die eine Schwangerschaft planen, intakt bleiben.

Extremere Herangehensweisen schließen die Hysterektomie (operative Entfernung der Gebärmutter) und/oder eine Oophorektomie (operative Entfernung der Eierstöcke) ein. Aber beide Operationen können nur Schritt für Schritt durchgeführt werden, da sie schwerwiegende Nebenwirkungen wie Unfruchtbarkeit und frühe Menopause nach sich ziehen.

Warum leiden so viele Menschen jahrelang unter Endometriose, bevor sie die Diagnose erhalten?

Daran sind das Stigma, mangelnde Aufklärung und fehlendes Bewusstsein schuld.

„Viele Heranwachsende glauben, dass schmerzhafte Regelblutungen normal sind, daher gehen sie davon aus, dass das, was sie fühlen, normal ist“, sagt Dr. Huang.

Allgemeinmediziner*innen denken auch nicht immer daran, weiter nachzuforschen, wenn Patient*innen von Symptomen wie schmerzhaften Regelblutungen berichten. Ibus sind eben schnell aufgeschrieben.

Nicht vergessen: Unterleibsschmerzen sind nicht immer ein Anzeichen für Endometriose. „Es soll nicht jede glauben, dass sie Endometriose hat, wenn sie Schmerzen während der Periode oder beim Verkehr hat,“ sagt Dr. Huang. „Es bedeutet aber, dass etwas nicht stimmen könnte und man das untersuchen lassen sollte.“

Dieser Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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