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Warum ihr jetzt auf Instagram Menschen mit zugeklebten Mündern seht – alles zu #wegmit219a

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Menschen in ganz Deutschland machen Selfies von sich mit zugeklebten Mündern: Unter dem Hashtag #wegmit219a protestieren sie gegen den Paragrafen 219a, der "Werbung für den Abbruch einer Schwangerschaft" verbietet.

In Deutschland ist es laut §219a StGB verboten, öffentlich über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren. Wenn etwa ÄrztInnen auf ihrer Homepage Infos zu einer Abtreibung zur Verfügung stellen, können sie dafür verurteilt werden – und bis zu zwei Jahre in Haft kommen.

Zuletzt wurde die deutsche Ärztin Kristina Hänel dafür angeklagt: Auf ihrer Homepage zu lesen war, dass ihre Praxis Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Sie wurde zu einer Geldstrafe verurteilt.

Schon seit Jahren kämpfen FrauenrechtlerInnen für die Abschaffung des sogenannten "Werbungsverbot für Abtreibungen".

Jetzt hat das "Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung" eine Fotoaktion ins Leben gerufen: Alle, die auch dafür sind, Paragraf 219a abzuschaffen, sollen sich mit zugeklebtem Mund fotografieren und das Selfie in sozialen Netzwerken wie Instagram, Twitter und Facebook hochladen – mit dem Hashtag #wegmit219a.

Jetzt posten Menschen in ganz Deutschland Selfies mit zugeklebten Mündern. Auch die verurteilte Ärztin Hänel macht mit:

Und das haben die Menschen zu sagen, die bei der Hashtag-Aktion mitmachen:

"In Solidarität mit allen Betroffenen!", schreiben die UnterstützerInnen.

Viele Leute schreiben, dass der umstrittene Paragraf 219a aus dem Jahr 1933 stammt …

… und dass dieser "Naziparagraf", der auch nach 1945 kaum geändert wurde, deswegen abgeschafft gehöre.

"Keine Frau treibt gern oder freiwillig ab. Es handelt sich hier nicht um eine Wellnessbehandlung. Wer Frauen unterstellt, dass sie sich leichtfertig einem schmerzhaften und unangenehmen medizinischen Eingriff unterziehen, weil das mehr "Spaß" macht als zu verhüten, muss ein dummer und böser Mensch sein."

"Schwangere haben ein Recht auf frei zugängliche Information und Schwangerschaftsabbrüche müssen entkriminalisiert werden."

"Paragraph 219a StGB ist ein fataler Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht von Frauen*. Dieses Relikt aus der Bevölkerungspolitik der NS-Zeit muss endlich abgeschafft werden."

"Sachgerechte medizinische Information darf nicht unter Strafe stehen!"

"Gegen die Bevormundung von Frauen!"

"Ja wir haben Wunschkinder. Aber ob unsere Kinder mal welche haben werden, dass wissen wir nicht. Wenn sie sich irgendwann in ihrem Leben dagegen entscheiden trotz eigener Schwangerschaft oder Schwangerschaft der Partnerin, dann sollen sie diese Entscheidung selbstbestimmt und informiert treffen können. "

"Solidarität mit Kristina Hänel, Nora Szasz und all den anderen!"

Auch VertreterInnen von politischen Parteien unterstützen das Bündnis und machen bei der Foto-Aktion mit. Etwa die EU-Politikerin Terry Reintke (Bündnis 90/Die Grünen) …

… oder Bodo Ramelow (die Linke).

"Freie und niedrigschwellige Information zum durchaus heiklen und emotional belastenden Thema Schwangerschaftsabbruch habe ich bislang für selbstverständlich gehalten. Bis ich von der Verurteilung der Ärztin Kristina Hänel las."

"Deutschlands ist beim Thema reproduktive Rechte immer noch rückwärtsgewandt und frauenfeindlich!"

"Und wenn [die Abschaffung von §219a] durch ist, muss auch Paragraf 218 weg. Abtreibungen sollten eine normale medizinische Leistung sein, für die sich niemand schämen muss – und die sich jeder leisten können sollte. Sichere Abbrüche dürfen niemals am Geld scheitern."

Am Donnerstagabend diskutiert der Bundestag zum ersten Mal über die Streichung des Paragrafen 219a. Bereits am Nachmittag haben GegnerInnen des Paragrafen vor dem Reichstag protestiert.

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BuzzFeed.de © Juliane Löffler / BuzzFeed

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