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So trollen Aktivisten seit Monaten die deutsche Rüstungsindustrie

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"Dermaßen viel Geld und Zeit und Risiko in eine Aktion zu stecken, deren Ausgang völlig unsicher ist, das wurde vermutlich noch nie gemacht."

Ein falscher Friedenspreis im Berliner Hotel InterContinental. Eine erfundene CDU-Kampagne. Eine angebliche Rückrufaktion von Heckler & Koch. Monatelang haben Aktivisten und Schauspieler drei provokante Aktionen vorbereitet, um die Waffenindustrie bloßzustellen. BuzzFeed News war exklusiv dabei und erzählt hier, wie die Aktivisten beinahe gescheitert wären – und jetzt trotzdem ein deutsches Gesetz verändern wollen.

Darf man bei einer Veranstaltung der Rüstungsindustrie Hornbrille tragen? Besser wären Kontaktlinsen. Wer welche hat, bringt die bitte mit. Und lange Haare? Lieber nochmal zum Friseur, die Kosten werden übernommen. Für die lila Haare gibt es später noch eine Perücke. Den Anzug kürzen wir mit Gaffer-Tape. Und bitte nicht nur Anzug, sondern auch Krawatte tragen – wenn es irgendwie geht.

Noch sind es genau acht Stunden, bis die Falle zuschnappen soll. Es ist 10 Uhr, der letzte Donnerstag im April, wir sind im Hauptquartier des Aktivisten-Kollektivs Peng in der Lausitzer Straße, mitten im linken Berliner Bezirk Kreuzberg. Gleich neben dem Büro von Peng arbeitet die Autorin des Buches "Kommunismus für Kinder", eine Tür weiter die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland. An den Wänden hängt Werbung für eine große Party: Keine Sause ohne Lause.

Für den Abend hat Peng gemeinsam mit dem Schauspiel Dortmund den 14. Stock im Berliner Hotel InterContinental gemietet. Eine der feinsten Adressen der Stadt. Zwei Tage zuvor haben hier Angela Merkel und Ivanka Trump beim W20-Gipfel über Feminismus geredet. Heute soll hier der 1. Deutsch-Französische Friedenspreis verliehen werden. An die Waffenindustrie. Vor Monaten hätte kaum einer der Beteiligten geglaubt, dass das wirklich klappen könnte, aber jetzt wird das alles auf einmal erstaunlich real.

"Bitte, bitte, bitte nicht lachen"

Zur Vorbereitung treffen sich die Schauspieler im ersten Stock der Kreuzberger "Lause", am Ende des Ganges. Etwa zwei Dutzend Personen drängen sich in den zu kleinen Raum, einige sitzen auf dem Boden oder an Tische gelehnt. Die Aktivisten von Peng erklären nochmal den Ablauf. Um 18 Uhr wird es losgehen mit einem Steh-Empfang. Eine knappe halbe Stunde müssen die Schauspieler überstehen und die Illusion eines echten Empfanges aufrecht erhalten, bevor der Preis an die Waffenindustrie verliehen werden soll. Damit diejenigen, die nicht wissen, dass der Abend ein Fake ist, nicht gleich wieder gehen. "Egal was passiert, bitte, bitte, bitte nicht lachen."

Die Schauspieler sind aufgeregt, nervös, aber gut gelaunt. Peng hat mich zwei Tage vorher eingeweiht. Die Aktivisten definieren sich über ihr Echo in der Öffentlichkeit. Deshalb haben sie mich eingeladen, als Beobachter mit dabei zu sein. Für den Abend muss auch ich in eine Rolle schlüpfen. Offiziell ist die Veranstaltung nicht öffentlich. Deshalb heiße ich heute Daniel Schmidt und arbeite für Rheinmetall Defence.

Einer der Peng-Aktivisten hält nochmal eine motivierende Rede. Die Gruppe tritt auch wegen ihrer zuletzt teils sehr provokanten Aktionen öffentlich nur anonym auf. "Unser Gast muss in diese Falle treten, das ist das Ziel des ganzen Abends. Wir wollen ihn auf der Bühne, dann haben wir das Bild auf Kamera und können ihm unangenehme Fragen stellen." Und bitte, heute Abend, bevor es losgeht, nicht zu viel Sekt auf leeren Magen trinken.

Alle im Raum spielen eine Rolle

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Fünf Stunden später, ich bin in Anzug und Krawatte geschlüpft und habe meine Einladungskarte dabei. Mit dem schweren Aufzug fahre ich in den 14. Stock des InterContinental. Zwei Schauspielerinnen empfangen mich, verkleidet als Hostessen. Der Raum ist schon halb gefüllt mit etwa 20 Personen.

Ich unterhalte mich mit dem Referenten einer politischen Forschungseinrichtung aus Freiburg, mit der Vertreterin eines französischen Waffenkonzerns und der Vorsitzendes des CDU-Ortsverbandes Schwenke. Und auch Konstantin Hartung begrüßt mich, von der Agentur Silverlinings, die das hier alles organisiert hat. Alle Gespräche sind fake, alle im Raum spielen eine Rolle, alle sind Schauspieler, Aktivisten oder deren Freunde.

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Es gibt echten Sekt und echten Wein, ein Pianist spielt leichte Musik. Der Blick geht über ganz Berlin, rechts die Gedächtniskirche, links der Zoo. Und überall ganz viel Licht. Der Raum ist wirklich beeindruckend. Wir machen Fotos vor einer extra installierten Wand des Deutsch-Französischen Friedenspreises. Die Fotografin muss mich zum Lächeln ermuntern. Alles ist wie auf einer echten Preisverleihung. Nur dass es diesmal Theater ist. Und dass der Raum langsam nervös wird.

Wir alle spielen unsere Rollen für einen einzigen Gast: Christian Stuve, Chef des Berliner Büros von ThyssenKrupp. Für Stuve findet das alles hier statt. Ein verdammt teures Theaterstück für eine Person.

Wird Stuve tatsächlich kommen, so wie er es noch wenige Stunden vorher der Agentur Silverlinings bestätigt hatte? Und wenn er kommt, wird er den Preis annehmen, den goldenen Ares, den 1. Deutsch-Französischen Friedenspreis für die Rüstungsindustrie, benannt nach dem griechischen Gott des Krieges?

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Fünf Monate lang haben die Aktivisten und Schauspieler diesen Abend vorbereitet. Im November fahren die Peng-Mitarbeiter zum ersten Mal von Berlin nach Dortmund, treffen sich dort mit Kollegen des Schauspiel Dortmund. Den ganzen Monat über bleiben sie, denken über mögliche Aktionen gegen die Rüstungsindustrie nach, entwickeln Ideen – und verwerfen sie wieder. Seitdem arbeiten sie an diesem Projekt, in Vollzeit.

All das ist nur möglich, weil Peng und das Schauspiel Dortmund von der Kulturstiftung des Bundes über zwei Jahre verteilt mit 150.000 Euro unterstützt werden. Das Geld fließt über das Programm Doppelpass, das schon mehr als 50 solcher Kooperationen zwischen freien Gruppen und festen Theater- und Tanzhäusern gefördert hat.

Die größte Trollaktion, die die Waffenindustrie seit langem erlebt hat, wird mit Steuergeld bezahlt.

"Es gehört zur Praxis künstlerischer Freiheit, sich mit politischen Standpunkten und Maßnahmen staatlicher Institutionen auseinanderzusetzen", schreibt die Leiterin Kommunikation der Kulturstiftung, Friederike Tappe-Hornbostel, auf Anfrage von BuzzFeed News.

Nach Wochen des Gedankenwirbelns legen sich die Aktivisten auf drei Ideen fest. Die erste dieser drei Ideen ist der Deutsch-Französische Friedenspreis. Die Aktion soll zeigen, wie heuchlerisch die Rüstungsindustrie ihr Image aufpolieren will. Wenn sie tatsächlich einen Friedenspreis annehmen würde, wären das die perfekten Bilder für die Aktion der Aktivisten.

Die Aktivisten starten mit langem Atem und bauen erst einmal eine Reihe von Webseiten auf.

Die IDSAEK, die Initiative für dauerhafte Stabilität im außereuropäischen Kontext.

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Mit ihrem angeblich steinreichen Vorsitzenden Michael Fischer, der diesen Preis ausgerufen hat – aber eigentlich Schauspieler ist.

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Die Agentur Silverlinings.

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Und schließlich der Deutsch-Französische Friedenspreis.

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Als alles vorbereitet ist, schickt Peng unter dem Namen Konstantin Hartung die erste Anfrage raus. Es ist der 23. Februar 2017. Der angebliche Geschäftsführer der Agentur Silverlinings schreibt an Franz-Josef Jung, den ehemaligen Verteidigungsminister. "Wie telefonisch schon besprochen laden wir Sie hiermit herzlich..." Jung soll eine zehnminütige Keynote halten, sagt aber nach einigen Rückfragen wenige Tage später ab.

Anfrage Keynote: Preis für Sicherheit und Frieden in Berlin am 27.04.17

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In den kommenden Tagen verschickt Hartung Anfragen an Dutzende Firmen, Politiker und Wissenschaftler, von Daimler über Airbus bis hin zu Rolls Royce, häufig mehrfach. Die Aktivsten recherchieren wochenlang, um die Hintergründe der Waffenindustrie, aber auch die Adressen der Geschäftsführer und Abteilungsleiter rauszufinden. Schließlich engagieren sie sogar einen Rechercheur. Trotzdem schreiben sie zum Teil Menschen an, die gar nicht mehr als Geschäftsführer bei diesen Firmen arbeiten – oder schicken E-Mails und Briefe an die falsche Adresse.

Bei ThyssenKrupp probieren sie es gleich mit mehreren Briefen. Alle kommen ungeöffnet zurück, außer der Brief an Senior Vice President Christian Stuve. Der beißt an. Der Berliner Büroleiter von ThyssenKrupp will kommen.

Die Aktivisten haben ein Hoch. Zwischenzeitlich haben sie auch noch Zusagen von Atlas Elektronik, Hensoldt, Air Robot und Sig Sauer. Mit vielen Gästen aus Politik und Industrie sind die Aktivisten parallel im Gespräch. Doch sie werden übermütig. Als ein Telefonat mit einem Vertreter eines großen Rüstungskonzerns vielversprechend läuft, aber ohne Zusage bleibt, wirbt Peng beim nächsten Telefonat mit dem Namen des Konzerns. Weil die Branche klein ist, fliegt das schnell auf. Mehrere Gäste ziehen ihre Zusage für die Veranstaltung zurück.

Eine verschlossene Branche knacken

Auch die Politik sagt ab. Fast ein Dutzend Bundespolitiker schreibt Peng an, telefoniert und schreibt mit deren Mitarbeitern – doch am Ende sagen alle ab.

"Wir haben versucht, eine sehr verschlossene Branche mit zwei neuen Playern zu infiltrieren, mit der Initiative IDSAEK und der Agentur Silverlinings. Das war natürlich riesiger Aufwand", sagt Peng. In den zehn Tagen vor der Veranstaltung kommen die meisten dieser Absagen. "Wir haben schon befürchtet, dass wir vielleicht am Ende alleine dastehen und niemand kommt. Wir waren sehr nervös", sagt Lia Rea, ebenfalls ein falscher Name, vom Peng-Kollektiv. "An dem Punkt gab es nur noch: durchziehen und beten."

Als es am Ende Ernst wird, als die Absagenwelle durch ist, da bleibt Christian Stuve von ThyssenKrupp tatsächlich als einzige Hoffnung auf den großen Knall. Der Vertreter eines Konzerns, der zuletzt zum Beispiel vier U-Boote an Ägyptens Militär verkauft hat und mit dem Rüstungsgeschäft Milliarden umsetzt.

Der Gast ist da, das Theater kann beginnen

Als der Abend im 14. Stock des InterContinental endlich beginnt, lässt sich Stuve lange nicht blicken. Erst gegen Ende des halbstündigen Empfangs, als die Preisverleihung langsam losgehen soll, kommt Stuve dazu. Tiefblauer, perfekt sitzender Anzug, dazu passendes Einstecktuch. Eine markante, schwarze Brille, dazu ein leicht ergrauter Bart und ein fokussierter Blick. Der Gast ist da, das Theater kann beginnen.

Die Schauspieler beginnen mit ein paar einführenden Worten des angeblichen Moderators, danach gibt es eine Rede des angeblichen IDSAEK-Gründers Michael Fischer. Eine angebliche Angestellte der amerikanischen Botschaft sagt ein paar Worte.

Der Moderator des Abends (links) und der angebliche ISDAEK-Gründer Michael Fischer.
Der Moderator des Abends (links) und der angebliche ISDAEK-Gründer Michael Fischer. © Hanna Lippmann / CC BY-SA 3.0 DE

Christian Stuve von ThyssenKrupp sitzt währenddessen die ganze Zeit eher zurückgezogen in einer Ecke des Raumes, meidet die aufgebauten Kameras, beäugt die Veranstaltung mit skeptischem Blick, telefoniert kurz.

Es läuft das letzte Lied. Kurz bevor der Preis an ThyssenKrupp überreicht werden soll, steht Stuve auf, greift sich seine Jacke und geht. Das Ganze dauert keine zehn Sekunden. Die Aktivisten und Schauspieler sind zu überrascht, um zu reagieren. Einer läuft ihm noch hinterher, springt mit in den Fahrstuhl, versucht ihn umzustimmen. Doch bei Stuve ist die Stimmung umgeschlagen, er flüchtet geradezu, wie der Aktivist hinterher erzählt, wehrt weitere Fragen ab und verlässt das Intercontinental.

Eine weiße Taube fliegt durch den Raum

Es dauert ein paar Momente, bis allen klar wird, was hier gerade passiert ist. Den Preis übergibt der Moderator trotzdem, in Abwesenheit. Die Show läuft noch ein paar Minuten weiter, die Schauspieler spielen für sich selbst. Sie lassen noch eine weiße Taube durch den Raum fliegen. Dann bricht die Anspannung zusammen.

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Die Peng-Aktivisten fallen sich in die Arme, in einer Mischung aus Trotz und Enttäuschung. Sie feiern sich, den Augenblick und ihre Waghalsigkeit – und fragen sich gleichzeitig, was schief gelaufen ist.

Stundenlang, bis nach vier Uhr morgens, diskutieren die Aktivisten und Schauspieler in einer Bar über den so knapp verpassten Knall. "Wir haben die Kontrolle über die Situation verloren und waren nicht flexibel genug", sagen Philipp und Lia, zwei der Peng-Aktivisten, am Morgen danach.

"Dermaßen viel Geld und Zeit und Risiko in eine Aktion zu stecken, deren Ausgang völlig unsicher ist, das wurde vermutlich noch nie gemacht", sagen die Aktivisten – und sind mit ihrer Aktion doch zufrieden.

"Wir haben gesagt: Wir probieren das jetzt und scheiß drauf. Wir haben keinen Ruf zu verlieren und müssen keine Produktionszyklen füllen."

Signal an andere Aktivisten: Mehr Mut

Ihren aufwändigen und teuren Versuch, die Waffenindustrie ans Licht zu zerren, sehen die Peng-Aktivisten auch als ein Signal an die Friedensbewegung. "Wir wollten nicht nur Blut vor dem Tor von Heckler & Koch verspritzen. Stattdessen haben wir es mit unserer Aktion geschafft, dass sich Aktivismus und Industrie berühren."

Wenn die Aktion dazu beigetragen habe, dass sich die Industrie in Zukunft noch seltener traut, auf solchen Veranstaltungen zu erscheinen, wenn wegen dieser Aktion Einladungen zu ähnlichen Veranstaltungen abgesagt werden, "wenn wir dazu beigetragen haben, dass die Industrie jetzt davor zurückschreckt, ihr Verhalten weiter zu normalisieren, dann war das ein Erfolg", sagen die Aktivisten.

Zumal die Peng-Aktivsten auf ihren falschen Friedenspreis in den vergangenen Tagen noch zwei weiteren Aktionen draufsetzten. Nur fünf Tage später, am 2. Mai, veröffentlichten die Aktivisten eine gefälschte Kampagne der CDU-Basis gegen Kleinwaffenexporte. Sie erfanden einen CDU-Ortsverband, veröffentlichten eine eigene Webseite und ein trashiges Video, verschickten E-Mails und Facebook-Beiträge. Und sie sammelten mit einer Petition mehr als 1300 Unterschriften gegen Kleinwaffenexporte. (BuzzFeed News berichtete, auch andere Medien wie die Tagesschau, die taz, die Berliner-Zeitung oder das ZDF-Morgenmagazin berichteten im Anschluss.)

BuzzFeed.de © Screenshot BuzzFeed News / Via cdu-mit-gefuehl.de

Einen Tag später, am Mittwoch dieser Woche, war auch noch Heckler & Koch das Ziel der Aktivisten. Peng verschickte einen Brief an Hunderte amerikanische Zwischenhändler von Heckler & Koch – und kündigte eine Rückrufaktion für alle Kleinwaffen in den USA an.

"Wegen des Anstieges von Todesfällen durch Kleinwaffen und in Verbindung mit der Gefahr von anhaltenden Unruhen sowie einer extrem wechselhaften Außenpolitik der Regierung von President Donald Trump stuft der deutsche Mutterkonzern die USA nicht länger als sicheres Exportland für Waffen ein."

Die Händler sollten zurückmelden, wie viele Waffen sie verkauft haben, damit die Rückrufaktion vorbereitet werden kann.

Die E-Mail-Adresse und die Handynummer auf den Briefen führen direkt zu Peng. Die falsche Webseite heckler-und-koch.com/recall sollte die Zwischenhändler noch weiter in die Irre führen. Und tatsächlich: einige Waffenhändler melden sich bei Peng. Und in einigen amerikanischen Waffen-Foren wird diskutiert, wenn die Nachricht auch relativ schnell als Fake enttarnt wird.

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Am Freitag reagiert dann sogar Heckler & Koch. Jeder Besucher der offiziellen Firmenwebseite bekommt eine Warnung zur Peng-Aktion angezeigt.

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Ein halbes Jahr Arbeit und drei Aktionen haben Peng und das Schauspiel Dortmund investiert, um die Waffenindustrie bloßzustellen. Und um die ethischen Probleme von Waffenexporten wieder stärker in die Öffentlichkeit zu zerren. Die Aktivisten sind zufrieden. "Wir sind an die Orte gegangen, an denen die Rüstungsindustrie eigentlich unter sich ist, wo sie zu Hause ist. Und die Botschaft lautet: Ihr seid nirgendwo mehr sicher", sagt Lia von Peng.

Das Team des Peng-Kollektivs Ende April nach dem 1. Deutsch-Französischen Friedenspreis im Berliner Hotel InterContinental.
Das Team des Peng-Kollektivs Ende April nach dem 1. Deutsch-Französischen Friedenspreis im Berliner Hotel InterContinental. © Hanna Lippmann unter CC BY-SA 3.0 DE

Die Aufmerksamkeit will Peng nutzen – für politischen Impact. Die Aktivisten kritisieren, wie der Artikel 26 im Grundgesetz in Deutschland umgesetzt wird.

Der Artikel lautet: "Zur Kriegführung bestimmte Waffen dürfen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden."

Wie genau solche Genehmigungen erstellt werden, das regelt das Kriegswaffenkontrollgesetz. Den Aktivisten ist das Gesetz zu lasch. Deshalb haben sie gemeinsam mit Experten selbst ein neues Gesetz geschrieben. Beziehungsweise fünf verschiedene Gesetze: von einem vollen Verbot bis zu einem Gesetz, das kaum etwas ändert, aber stärkere Transparenz einführt, ist alles dabei.

Die fünf Gesetzesvorschläge der Peng-Aktivisten

Über diese fünf Gesetze lässt Peng nun auf seiner Webseite abstimmen. Und das Gesetz, dass in den kommenden Tagen die meisten Stimmen bekommt, versucht Peng dann in den Bundestag einzubringen. Dafür wollen die Aktivisten fleißig Klinken putzen gehen: Die Unterstützung von 33 Abgeordneten wäre nötig, damit sich der Bundestag tatsächlich mit dem ausgewählten Vorschlag befassen muss.

Am 21. Juni, etwa sieben Monate nach dem ersten Ideenaustausch, damals, im November 2016, werden das Schauspiel Dortmund und Peng die ganze Kampagne zum Abschluss noch einmal auf die Bühne bringen – als multimediales Theaterstück mit freiem Eintritt.

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